Entgrenztes Denken auf der Münchner Sicherheitskonferenz

Wolfgang Hübner über die Münchner Sicherheitskonferenz

Von mehr Sicherheit war auf der Münchner Sicherheitskonferenz kaum die Rede, dafür viel vom Krieg und seiner Verschärfung. Mäßigende Töne zum Ukraine-Krieg waren die Ausnahme. Stattdessen sprach nun auch der deutsche Verteidigungsminister davon, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse. Damit rückt die ausschließlich militärische Lösung weiter in den Vordergrund, der Gedanke an Diplomatie noch mehr an den Rand. Und die Ukraine forcierte ihre Forderungen nach Waffenlieferungen: Sie testete, wie der Wunsch nach Streumunition ankommt.

Streubomben sind aus guten Gründen völkerrechtlich weithin geächtet. Wenn Russland sie verwendet hat, ist das scharf zu verurteilen. Ob es bei der zunächst breiten Ablehnung bleibt, wird man sehen. Bisher lief die Waffendebatte meist anders: erst Zurückweisung, dann Skepsis, dann von öffentlichem Druck begleitete Abwägung, am Ende Zustimmung.

Kiews Forderung nach Streu- und Phosphorbomben zeigt, was passiert, wenn man den Krieg einfach Krieg sein lässt und nur noch ein blutiges Ende auf dem Schlachtfeld für möglich hält: eine völlige Entgrenzung des Denkens, der Verstoß gegen zivilisatorische Tabus. Das trifft zuerst auf den russischen Aggressor zu, der die Münchner Konferenz mit Raketenangriffen auf ukrainische Regionen begleitete. Das färbt aber auch auf den Angegriffenen ab. Man kann nur hoffen, dass Chinas Ankündigung einer Friedensinitiative die Tür in Richtung Diplomatie öffnet. Es wäre dringend nötig im Interesse all derer, die vom Krieg betroffen sind: der Ukrainer, der russischen Soldaten und der Millionen, die weltweit unter den Kriegsfolgen leiden. Das Treffen in München aber war eher Kriko statt Siko – weniger eine Sicherheits- als vielmehr eine Kriegskonferenz.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.