- Kommentare
- Verkehrspolitik
Der Mann, der so weitermacht
Der Klimawandel wird bei Volker Wissings Verkehrspolitik nicht berücksichtigt
Alle reden davon, klimafreundlich zu sein. Und doch passiert in Deutschland viel zu wenig, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen. Volker Wissing (FDP) ist mit seinem Ressort vielleicht am weitesten davon entfernt. Der Verkehrssektor hat 2021 drei Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen als vorgegeben. Eigentlich müssten die Alarmglocken schrillen. Tun sie aber nicht. Wissing tritt für eine Verkehrspolitik ein, die vorgibt, technologieoffen zu sein, die nichts ausschließen will, aber dennoch extrem konservativ ist. Der Minister hält schlicht am Straßenverkehr fest und vernachlässigt die Schiene. Im Güter- wie im Personenverkehr.
Selbstredend gibt Wissing vor, dass der Straßenverkehr künftig klimaneutral werde. E-Mobilität sei schließlich emissionsfrei, und synthetische Kraftstoffe stießen nicht mehr CO2 aus, als bei der Produktion eingespart werde, so seine Annahme. Nur sind diese Rechnungen unseriös, was selbst Schulkinder durchschauen. Denn Wissing blickt lediglich auf den Straßenverkehr. Aber diese Millionen Autos werden schließlich hergestellt, E-Autos fressen viel Strom, und der Bau neuer Straßen zerstört die Natur und schafft Anreize, aufs Auto zu setzen. All dies lässt Wissing unberücksichtigt und schafft so ein Blendwerk.
Er gibt vor, lediglich die Nachfrage zu bedienen. Wenn der Straßenverkehr beliebt sei, werde er daran nichts ändern, so sein neoliberales Credo. Das sollte der Minister aber. Er hat die Aufgabe, den Verkehr zu steuern und ihn auf umweltfreundliche Wege zu leiten. Dafür fehlt ihm offenbar das Bewusstsein. Als Verkehrsminister ist er damit eine Fehlbesetzung. Mit einer solchen Politik wird das 1,5-Grad-Ziel nicht erreicht. Was nichts anderes heißt, als dass Teile der Welt ins Verderben stürzen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.