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Leben mit der Variantensuppe
Hohe Immunität, weniger Todesfälle
Covid-19 war die erste Pandemie, deren Verlauf detailliert und nahezu in Echtzeit verfolgt werden konnte. Selbst aus der kleinsten Südseerepublik oder aus Bürgerkriegsgebieten kamen Daten über neue Fälle, Todesopfer, Tests oder Impfungen. Bedrohliches findet sich in den Statistiken, lässt man die riesige Welle in China im Dezember beiseite, seit geraumer Zeit nicht mehr. Aktuell liegt die Anzahl der neugemeldeten Infektionen im Sieben-Tage-Schnitt bei etwas über 100 000. Spitzenreiter sind Altbekannte: Italien, Großbritannien und Brasilien. Der Blick auf die Inzidenzen je 100 000 Einwohner zeigt, dass es eine größere Welle mit Werten über 400 lediglich in Österreich gibt. Das ehemalige Null-Covid-Land Neuseeland liegt auf Rang drei. Die weltweiten Fallzahlen sind so niedrig wie seit Frühsommer 2020 nicht mehr. Allerdings dürfte die Dunkelziffer größer als früher sein, da sich weniger Leute testen lassen, die milde Symptome haben. Letzteres gilt für 99,8 Prozent der aktuell Infizierten. Inzidenzen interessieren die Fachwelt kaum noch.
Bei den Todesfällen ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Mittelwert der vergangenen sieben Tage liegt bei 584 und ist so niedrig wie seit März 2020 nicht mehr, als die WHO erstmals von Pandemie sprach. Die Zahl liegt schon seit dem Abflauen der großen ersten Omikron-Welle vor einem Jahr, als sich geschätzt fast die Hälfte der Menschheit ansteckte, auf niedrigem Niveau. Die Erklärung ist einfach: die weltweit hohe Immunisierungsrate durch Infektionen und/oder Impfungen.
Derzeit beschäftigt die Virologen vor allem eine Frage: Kommt nochmal eine gefährliche Variante? Der Tenor: nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich, da der Selektionsdruck das Virus in eine andere Richtung drängt. Tatsächlich sind seit über einem Jahr nur immer neue Subtypen der Omikron-Untervarianten aufgetaucht, Experten sprechen von einer »Variantensuppe«. In Deutschland wurden zuletzt 15 Sublinien sequenziert. Stark im Kommen ist XBB.1.5, ein Abkömmling der Untervariante BA.2, die sich in Deutschland kaum ausbreitete.
Epidemiologisch ist auch mit Blick auf künftige Impfstrategien für die Risikogruppen, also Hochaltrige und Immunsupprimierte, die Hauptfrage: Wie schnell lässt nach einer Infektion der Schutz nach? Eine neue Metastudie wertete 65 Untersuchungen aus 19 Ländern aus. Ergebnis: Zwar nimmt der Schutz vor Reinfektion nach einer Ansteckung mit Omikron-BA.1 relativ schnell ab, aber das Risiko einer schweren Erkrankung ist auch nach 40 Wochen um rund 90 Prozent reduziert. Laut Cheryl Cohen von der Witwatersrand-Universität in Johannesburg deutet dies darauf hin, dass »Sars-CoV-2, ähnlich wie andere humane Coronaviren, eine geringe saisonale Hospitalisierungsrate mit sich bringen wird«. Im Unterschied zur Influenza werde es »stabilere Zirkulationsmuster im Zusammenhang mit hoher Immunität« geben.
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