Werbung

Feuchte Träume für den Görlitzer Park

Die konservativen Law-and-Order-Visionen für den berüchtigten »Görli« sind nicht nur absurd, sondern dickköpfig

Der Görlitzer Park ist einer dieser Orte in Berlin, vor denen die nur bedingt ortskundige Verwandtschaft beim Umzug in die Großstadt warnt. »Versprich mir, dass du dort nicht hingehst«, bittet die dank unzähliger überregionaler TV-Berichte schwer besorgte Großmutter. »Ja, Omi, versprochen.« Tatsächlich gibt es wenige Ecken, an denen Armut und Verelendung so offen zutage treten wie am »Görli«. In einem offenen Brief berichteten Anwohnerinnen und Anwohner zuletzt, dass sich die Probleme vor Ort verlagert hätten: Harte Drogen würden auch in nahe gelegenen Treppenhäusern und auf Spielplätzen genommen.

Nun trägt die Wahlsiegerin CDU einmal mehr ihre liebsten Visionen für den »Görli« vor, genauer Timur Husein, CDU-Kreischef in Friedrichshain-Kreuzberg: konsequente Abschiebung, harte Strafen für Drogendealer, einen Sicherheitsdienst an den Eingängen, die Schließung des Parks bei Dunkelheit und – natürlich – Videoüberwachung. So lauten die genialen »Lösungsvorschläge«, die Husein am Sonntag auf Twitter preisgab. Auch der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner warb bereits im Wahlkampf damit, den »Görli« nachts zu schließen und zu beleuchten.

Die Antwort der CDU darauf, dass mehr »Law and Order« in vergangenen Jahren für keine sichtbare Verbesserung gesorgt hat, lautet also noch mehr »Law and Order«. Gewürzt wird das Ganze mit einer Prise Rassismus und einem ordentlichen Schuss Unsinn: Warum sollte man für gutes Geld einen Park beleuchten, in dem sich niemand aufhält? Unklar bleibt auch, wie Straßenbahnen den Görlitzer Park nachts durchqueren könnten, wie es geplant ist. Werden es die Sicherheitskräfte sein, die dann alle fünf Minuten die Tore zum lichtdurchfluteten Gruselareal öffnen?

Dabei lassen sich die richtigen Antworten ganz bequem im Brief der Anwohnerinnen und Anwohner nachlesen: genügend adäquate und dezentrale Hilfsangebote sowie sichere Konsumräume und Übernachtungsmöglichkeiten für die Drogenkranken. Konservative Sturheit müsste man dafür allerdings hinter sich lassen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.