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Linke-Politiker Heinz Hillebrand: Über Strömungen hinweg geachtet
Am Mittwoch ist der Linke-Kommunalpolitiker und Aktivist Heinz Hillebrand überraschend verstorben
Heinz Hillebrand habe ich vor fast sechs Jahren bei der Frühlingsakademie der Linkspartei am Werbellinsee in Brandenburg kennengelernt – als einen Menschen, der für marxistische und gewerkschaftliche Bildung brannte. Und dem die Versorgung der Genossen damit ebenso am Herzen lag wie die Entwicklung von Klassenbewusstsein. Viele Jahre war Hillebrand Leiter des Bereichs Politische Bildung beim Linke-Bundesvorstand und zugleich Vorstandsmitglied der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Jetzt ist er im Alter von nur 68 Jahren während eines Urlaubs in Tunesien plötzlich verstorben.
Die Nachricht machte am Mittwochabend auf Faceboock die Runde, wo sich zahlreiche Weggefährten, Freundinnen und auch Menschen erschüttert zeigten, mit denen er sich im politischen Disput befand. Sie alle bezeichneten seinen Tod als immensen Verlust für die Linke.
Was sofort auffiel, wenn man mit ihm zu tun bekam, war sein umfassendes politisches, gesellschaftliches und kulturelles Wissen und zugleich seine Bescheidenheit, Herzlichkeit und Sachlichkeit. Dass er nie die Bodenhaftung verlor, hatte sicher auch mit seiner Herkunft zu tun. Ingar Solty von der Rosa-Luxemburg-Stiftung nennt ihn einen »proletarischen Intellektuellen«. Nach Lehre und Abitur hatte er auf dem zweiten Bildungsweg Geschichte, Germanistik und Philosophie studiert.
Heinz Hillebrand war einer der Bundessprecher der Sozialistischen Linken, die sich als »gewerkschaftlich orientierte Strömung« innerhalb der Partei Die Linke bezeichnet. Wie viele andere Genossen trieb ihn das Auseinanderdriften der Partei um. Zuletzt gehörte er zu den Gründern des Karl-Liebknecht-Kreises Brandenburg. Am 6. Mai wollte er an dem von ihm mit vorbereiteten Kongress »Was tun? Die Linke in Zeiten des Krieges« teilnehmen, der der weiteren »Vernetzung innerparteilicher Oppositionsgruppen« dienen soll, von denen manche die Gründung einer konkurrierenden Partei befürworten.
Hillebrand gehörte bislang nicht dazu. Der gebürtige Wuppertaler lebte seit Langem in Wildau nahe Berlin und war dort Vorsitzender der Linksfraktion in der Stadtverordnetenversammlung und des Linke-Stadtverbandes. Vor Ort war er auch von Politikern anderer Parteien hoch geachtet. Bürgermeister Frank Nerlich (parteilos) zeigte sich schockiert von seinem Tod und würdigte ihn als »standhafte Persönlichkeit« der Stadtpolitik.
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