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Erste Meisterschaft nach Messi für FC Barcelona

FC Barcelona hat nach Sieg gegen Atlético Madrid den Titel in Reichweite

Es war ein runder Feiertag in Barcelona. Kein Tag ist in der katalanischen Metropole wichtiger als der 23. April. Am Tag des Buches ist in Katalonien zusätzlich Feiertag St. Jordi zu Ehren des heiligen Georg. Neben Büchern werden an diesem Tag geliebten Menschen auch Rosen geschenkt anstatt am Valentinstag. An St. Jordi quellen die Straßen über vor Menschen, die sich durch Bücher und Blumenstände schlängeln. Mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 und 2021.

2022 fand St. Jordi erstmals wieder auf den Straßen statt, auch wenn zwei schwere Unwetter zur Mittagszeit den Tag und auch das Geschäft trübten. 2023 war an einem sonnigen Tag mit knapp über 20 Grad alles bestens. Zwei Millionen verkaufte Bücher und 25 Millionen Euro Umsatz vermeldete Kataloniens Buchhandelskammer in einer ersten Schätzung. Es ist exakt die Summe, die derzeit Schlagzeilen macht. Für 25 Millionen Euro brutto pro Jahr als Grundgehalt soll der verlorene Sohn Leo Messi kommende Saison seine Stiefel wieder für den FC Barcelona schnüren. Die Bereitschaft auf seiner Seite scheint gegeben, die Sondierungen laufen. Ob die spanische Liga dem hochverschuldeten FC Barcelona einen solchen Vertrag gestattet, ist ungewiss. Im Moment nicht, meint Liga-Chef Javier Tebas, wenn Barça im Sommer seine Einspar-Hausaufgaben macht, hält er es für denkbar. Und klar ist, nicht nur Barcelona, auch die spanische Liga würde durch die Rückkehr des bald 36 Jahre alten argentinischen Weltmeisters wieder aufgewertet.

Im Stadion war Messi an St. Jordi zwar nicht, in Katalonien schon. Er nutzte ein paar freie Tage bei seinem derzeitigen Verein Paris St. Germain für einen Abstecher mit der ganzen Familie in die alte Heimat – inklusive 15 Koffern, was in manchen Medien als Indiz für seinen bevorstehenden Abschied aus Paris gewertet wurde. Vielleicht war es aber auch nur der planmäßige Tausch von Winter gegen Sommerklamotten. Messis Rückkehr wird eine Hängepartie, aber der Traum davon lebt nach seinem tränenreichen Abgang 2021. Seit die Sondierungen laufen, werden in der zehnten Minute jedes Heimspiels im Camp Nou in Gedenken an seine Rückennummer Messi-Sprechchöre angestimmt.

Bis zur zehnten Minute passierte in der mit mutmaßlich wegen des Feiertags mit nur 80.965 Zuschauer*innen gefüllten Riesenschüssel schon so einiges. Vor dem Spiel gab es eine dem Tag angemessene Choreografie: »Comparteix el català« – mit riesigen Buchstaben und in den Farben der katalanischen Nationalflagge Senyera wurde der Verbreitung der katalanischen Sprache gehuldigt. Einer Sprache, die während der Franco-Diktatur (1939-75) im öffentlichen Raum verboten war, wogegen im Camp Nou im Schutz der Masse regelmäßig verstoßen wurde. Das Mosaik ist Teil der Kampagne »l‹Esport treu la llengua« (Sport bringt die Sprache hervor), die vom Kulturverein Òmnium, dem FC Barcelona, weiteren katalanischen Sportvereinen und etwa 60 Verbänden gefördert wird.

Schon in der ersten Minute gab es einen Schreckmoment: Nach leichtem Ballverlust von Mittelfeldroutinier Sergio Busquets, eines Messi-Intimus, kam der französische Stürmerstar Antoine Griezmann frei zum Schuss. Der deutsche Nationaltorwart Marc-André Ter Stegen hatte das Nachsehen, doch der Ball klatschte zum Glück an den Querbalken. Bis zu weiteren klaren Chancen dauerte es, und wie üblich wurden in der 17. Minute Unabhängigkeitssprechchöre angestimmt, die an die Unterwerfung Kataloniens unter Spanien 1714 erinnern. Erst in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit wurde es in den Strafräumen wieder turbulenter. Der Mann mit den rosarot gefärbten Haaren, Griezmann, der von 2019 bis 2021 glücklos bei Barça spielte, zwang ter Stegen zu einer Glanzparade. Und kurz vor Ende der ersten Halbzeit traf dann auf der anderen Seite Ferran Torres mit einem platzierten Flachschuss ins rechte Ecke, unhaltbar für den slowenischen Torwart Jan Oblak.

Die zweite Hälfte war weit chancenreicher, doch Tore fielen keine mehr. Die größte Chance vergab für Barcelona Robert Lewandowski, der allein vor dem Tor statt auf den freistehenden Raphinha querzulegen, seine eigene Durststrecke beenden wollte, wobei es ihm deutlich an Zielwasser fehlte. Die größte Chance auf Seiten Atléticos hatte wiederum Griezmann, der mit einem Hackentrick am erneut überragend reagierenden ter Stegen scheiterte. Noch lauter als die Messi-Sprechchöre fielen die Pedri-Sprechchöre aus, als der Spielmacher nach zweimonatiger Verletzungspause wieder das Spielfeld betrat. Mit seiner Ballsicherheit brachte Pedri dem Mittelfeld ein Element zurück, das die vergangenen Wochen schmerzlich vermisst wurde.

Nach zwei torlosen Remis war der Sieg gegen die formstärkste Mannschaft der spanischen Liga für Barça ein vorentscheidender Schritt Richtung spanische Meisterschaft. Es war Atlético Madrids erste Niederlage seit dem Hinspiel gegen Barcelona im Januar. Damals schoss Ousmane Dembélé das Tor des Tages. Der seit Ende Januar verletzte Franzose soll ab dieser Woche wieder zum Einsatz kommen, ob schon am Mittwoch bei Rayo Vallecano oder am Samstag im heimischen Stadion Spotify Camp Nou gegen Betis Sevilla ist noch in der Schwebe.

Das gilt erst recht für eine etwaige Heimkehr von Messi. Ziemlich sicher ist dagegen die erste Meisterschaft in der Post-Messi-Ära. Elf Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen Real Madrid bei acht ausstehenden Spielen sind ein beruhigendes Polster. Und die Ruhe lässt den Anhänger*innen Zeit für Tagträume, dass die Ära Messi als »letzter Tanz« wie einst beim US-Basketballstar Michael Jordan eine gut vermarktbare Neuauflage erhalten könnte.

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