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Berlin: Aufsichtsrat beruft BVG-Chefin ab
Eva Kreienkamp stolpert womöglich über ihre Aussagen zur Homophobie bei der BVG
Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Eva Kreienkamp, muss ihre Taschen früher packen als geplant. Am Mittwoch stimmte der Aufsichtsrat der BVG einstimmig für die Abberufung und Freistellung der Vorstandsvorsitzenden. Final muss die Entscheidung am Donnerstag in der Gewährträgerversammlung bestätigt werden.
Dass Kreienkamp gehen wird, ist schon länger klar. Im Oktober 2022 hatte der Aufsichtsrat bereits entschieden, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Da stand sie erst zwei Jahre an der Spitze der Berliner Verkehrsbetriebe. Vor einem Monat stellte die BVG dann Henrik Falk als Nachfolger ab Jahresbeginn 2024 vor. Kreienkamps Vertrag läuft noch bis September 2023.
Gründe für die Entscheidung nennt das Unternehmen in seiner Mitteilung vom Donnerstag nicht. Schon länger war zu hören, dass es Kreienkamp an Führungsstärke mangele. »Sie ist nicht richtig in der Stadt angekommen«, sagte Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbandes Igeb, im Oktober zu »nd«.
Ausschlaggebend für die sofortige Abberufung dürften Schlagzeilen rund um das Thema Homophobie bei den Verkehrsbetrieben sein. Einem kürzlich veröffentlichten Bericht der »Süddeutschen Zeitung« zufolge unterscheidet sich die unternehmensinterne Stimmung bei der BVG vom nach außen vermittelten Bild. Homophobe Nachrichten, die auf einer Plattform für Mitarbeiter zu finden sein sollen, werden zitiert. Vorwürfe von Mobbing und beruflicher Benachteiligung stehen im Raum.
Kreienkamp, die selbst offen lesbisch lebt, sagte dem Blatt: »Auch ich war bei meinem Start überrascht, dass ein Unternehmen im vielfältigen Berlin beim Thema Diversity noch einen langen Weg vor sich hat.« Sie sagte auch, es gebe bei der BVG »Menschen, die für das bunte Leben stehen, aber auch solche, die das nicht in sich tragen.« Ein für eine Unternehmenschefin ungewöhnlicher Satz.
Kreienkamps Äußerungen haben womöglich aus Sicht des Aufsichtsrates dem Ansehen der BVG zu sehr geschadet. Der »Tagesspiegel« schreibt zudem, dass die Homophobie innerhalb der BVG im Bericht der »Süddeutschen Zeitung« übertrieben dargestellt worden sei. Systematisches Mobbing und Hetze, wie nahegelegt wurde, gebe es nicht, sagen der Zeitung zwei Mitarbeiter des »Regenbogen-Netzwerks« innerhalb der BVG.
Die nun abberufene Kreienkamp war 2020 der im Unternehmen beliebten Sigrid Nikutta auf dem Posten der BVG-Chefin gefolgt, da Nikutta in den Vorstand der Deutschen Bahn wechselte. Zuvor war Kreienkamp Co-Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft.
Der für ihre Nachfolge vorgesehene Henrik Falk ist seit sieben Jahren Vorstandsvorsitzender bei der Hamburger Hochbahn AG. Dort war er an der Entwicklung des »Hamburg-Takts« beteiligt. Zuvor war er von 2008 bis 2015 bereits Vorstand des Finanz- und Vertriebsressorts bei der BVG. Schon ab 2004 arbeitete er als Jurist bei den Verkehrsbetrieben. Er galt eigentlich schon einmal als Favorit für Nikuttas Nachfolge. In seiner Zeit bei der BVG war er auch an der Imagepflege durch die Kampagne »Weil wir dich lieben« beteiligt. Nun wird eine seiner Aufgaben auch sein, keine Zweifel mehr an diesem Toleranzversprechen aufkommen zu lassen.
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