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Volleyball-Bundesliga: Netzhoppers KW in der Insolvenz
Volleyball-Bundesligist aus Brandenburg kämpft noch um die Lizenz für die nächste Saison
»Die Stimmung hier ist je nach persönlicher Situation ganz unterschiedlich: Von schockiert, traurig bis hoffnungsvoll ist alles dabei«, sagt Britta Wersinger. Sie ist Managerin des Männerteams beim Volleyball-Bundesligisten Netzhoppers KW-Bestensee. Wie lange der Verein, der in 16 der vergangenen 17 Jahre Erstligasport bot, noch im Oberhaus verbleibt, ist jedoch ungewiss. Sportlich abgestiegen ist die Mannschaft zwar nicht – das ist in der arg gebeutelten Bundesliga derzeit gar nicht möglich –, doch in dieser Woche wurde die Nachricht publik: »Die Ballsport-Liga GmbH, Träger des Bundesligisten Netzhoppers KW-Bestensee, hat den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.«
Nicht erst seit diesem Schritt herrscht Unruhe im Klub. Die Saison ist für die Netzhoppers seit dem Viertelfinal-Aus vorbei, doch jetzt stünden eigentlich Vertragsverhandlungen mit Trainern, Spielern und Funktionären an. Da es aber an Liquidität fehlt, entscheidet über die laufenden Verträge ab jetzt der Insolvenzverwalter, so Wersinger.
Dass es so weit gekommen ist, hat viele Gründe: Die Angst vor Inflation hätte Geldgeber abgeschreckt. »Es gab Gespräche mit potenziellen Sponsoren. Da die sehr positiv waren, hat uns der Rückzug unvorbereitet getroffen, auch wenn wir volles Verständnis für die Entscheidungen haben«, sagt die Managerin. Eine schwere Krankheit des Geschäftsführers tat in den vergangenen Monaten ihr Übriges: »Die Aufgaben haben extrem zugenommen. Eine Aufstockung innerhalb der Verwaltung war finanziell aber nicht mehr drin.«
Hinzu kommt die ewige Diskussion um die Spielhalle in Bestensee, die seit Jahren nicht dem Lizenzstatut der Bundesliga entspricht. »In der abgelaufenen Saison spielten wir schon mit einer Ausnahmegenehmigung«, bestätigt Wersinger dem »nd«. Hätte man das Halbfinale im Pokal oder in der Meisterschaft erreicht, wäre ein Umzug nach Potsdam wegen der fehlenden Zuschauerkapazitäten sogar Pflicht gewesen.
Dennoch konnte der Verein offenbar die Gemeinde über Jahre hinweg nicht zu einer ausreichenden Unterstützung für einen Hallen-Neubau bewegen. Dabei hätten Beispiele in Lüneburg und Berlin gezeigt, »dass es einen Aufschwung gibt, wenn man in großen modernen Hallen spielt und dort die vielen Möglichkeiten zur Eventisierung nutzen kann«, beschreibt Wersinger den Sinn der Investition, gesteht jedoch auch ein: »Ob das an der jetzigen Situation etwas geändert hätte, ist reine Spekulation, und spekulieren wollen wir nicht.«
Auch die direkten Nachbarn, die BR Volleys aus Berlin, sind »traurig, dass es so weit gekommen ist. Nicht zuletzt, weil die Duelle mit den Netzhoppers in der Region immer gut besuchte Derbys waren«, sagt Kaweh Niroomand. Die Entwicklung habe sich aber angebahnt: »Man hatte nicht den Eindruck, dass den Netzhoppers jene Entwicklungsschritte gelungen sind, wie sie andere in der Liga durchlaufen haben«, so Niroomand.
Auch er zeigt auf die wenigen Positivbeispiele in der Liga: In Giesen und Lüneburg hätten sich die Teams nicht nur sportlich sukzessive entwickelt. Vor allem sei die Infrastruktur besser geworden: »In Lüneburg wurde eine neue Halle gebaut, da hat die Gemeinde mitgemacht. Davon hängen dann die Zuschauerzahlen sowie das Interesse von Sponsoren ab.« Und mit mehr Geld und einem professionelleren Umfeld könnten selbst Klubs wie Giesen mittlerweile starke Spieler anlocken, »die vor fünf Jahren noch nicht nach Niedersachsen gewechselt wären«.
Sportlich hatten auch die Netzhoppers Höhepunkte zu bejubeln: Vor zwei Jahren standen sie noch im Pokalfinale. »Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass sportlicher Erfolg nicht ausreicht«, erklärt Niroomand. »Wir wurden 1993, 2003, 2004 sogar Meister. Aber das interessierte nach zwei Wochen niemanden mehr. Man muss parallel sehr viel in die Infrastruktur investieren.« Das beinhalte mehr als eine moderne Halle, nämlich auch hauptamtliche Mitarbeiter mit einem gewissen Know-how. »Denn Bundesligaklubs sind heutzutage Unternehmen und keine einfachen Sportvereine mehr.«
Vor allem aber braucht es treue und finanzkräftige Sponsoren, die im Männer-Volleyball offenbar schwer zu finden sind. Allein in den vergangenen drei Jahren sind mit den Klubs aus Bühl, Frankfurt am Main, Rottenburg und Eltmann vier Bundesligisten in Zeiten von Pandemie und kriegsbedingter Inflation ausgestiegen. Die Netzhoppers könnten zur Nummer fünf werden. Gerade jetzt, da zwei oder gar noch mehr Vereine aufsteigen wollen, sei die Insolvenz der Brandenburger »natürlich ein kleiner Rückschlag«, sagt Kaweh Niroomand.
»Die Hoffnung stirbt zuletzt«, hält Netzhoppers-Managerin Wersinger noch an der Möglichkeit einer Gesundung in der Insolvenz fest. Die Lizenz hat die kriselnde Bundesliga, die zwischenzeitlich auf nur noch sieben Teams zu schrumpfen drohte, ihrem Klub noch nicht entzogen. »Es gibt Wege und Möglichkeiten, das Projekt Profi-Volleyball in KW nachhaltig aufzustellen und erfolgreich in die Zukunft zu führen«, ist sie überzeugt. »Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern wird ein langer Prozess sein. Um den anzustoßen, müssen aber kurzfristig einige Bausteine stabil aufeinander gestellt werden, von denen keiner kippen darf.«
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