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Ruslan Marcinkiw: Falscher Freund in der Ukraine
Bei Rechten in der Ukraine kein Auge zudrücken
Es ist ein schwerer Fehler, aus falsch verstandener Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung bei rechtsextremen Umtrieben in dem von Russland angegriffenen Staat ein Auge zuzudrücken oder einfach wegzuschauen.
Es ist eine Zumutung, wenn jetzt im Fernsehen eine Rückschau auf die heftigen Kämpfe um das Stahlwerk von Mariupol gezeigt und dabei verschämt verschwiegen wird, wer sich damals dort verschanzte. Es waren bekanntlich nicht nur Zivilisten und gewöhnliche Marineinfanteristen, sondern auch Kämpfer des Asow-Regiments, einer wegen ihrer Nazisymbolik berüchtigten Einheit.
Nun stehen Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und seine rot-grün-rote Rathauskooperation wirklich nicht im Verdacht, sie würden faschistische Tendenzen verharmlosen. Der Beschluss, eine Städtepartnerschaft mit dem ukrainischen Iwano-Frankiwsk einzugehen, war dann aber doch voreilig und unüberlegt. Es hätte doch einmal jemand auf die Idee kommen müssen, sich vorher nach der Partei des Bürgermeisters zu erkundigen. Dass Ruslan Marcinkiw zur nationalistischen und antisemitischen Swoboda gehört, lässt sich schließlich mit wenigen Klicks im Internet recherchieren.
Da es nun einmal passiert ist, braucht es aber mehr als bloße Bekenntnisse zu Toleranz und Vielfalt und eine allgemeine Absage an den Antisemitismus. Ross und Reiter müssen hier benannt werden. Der schlimme Fehler muss auch unumwunden eingestanden werden. Aussagen, man strebe eine Partnerschaft mit der Bevölkerung, nicht mit dem Bürgermeister an, wirken dann doch wie hilflose Ausflüchte.
Fatal an dem Missgriff: Er scheint die russische Behauptung zu stützen, dass in der Ukraine gegen vom Westen gehätschelte Faschisten gekämpft werden müsse. Dabei hätschelt Russland selbst bedenkenlos Faschisten in Westeuropa, wenn es nützlich erscheint.
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