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Krieg in der Ukraine sorgt für Boom bei Fahrzeugbauer
Eine Flensburger Firma liefert aufgearbeitete Panzer und anderes Gerät an die Ukraine
Die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) sieht sich als internationales Hightech-Unternehmen, das mit Innovationen im wehrtechnischen Bereich neue Maßstäbe setzt. Die Firma wirbt damit, dass sie von Entwicklung und Konstruktion über Fertigung, Modernisierung und Instandhaltung alle Dienstleistungen liefert. Auftraggeber aus über 40 Ländern vertrauten auf Fahrzeugtechnologie »Made in Flensburg«.
Derzeit ist es vor allem ein Land, das die Erzeugnisse von der Förde zu schätzen weiß: die Ukraine. In dieser Woche hatte sich bei der FFG Besuch aus der Landeshauptstadt angekündigt. Claus Ruhe Madsen, einst parteiloser Oberbürgermeister von Rostock und inzwischen als CDU-Mitglied Chef des Kieler Wirtschaftsressorts, hörte, schaute und lobte das Unternehmen. Es gehöre zu den über 40 wichtigen Betrieben der Wehrindustrie in Schleswig-Holstein, »die dafür sorgen, dass wir unsere Demokratie und unsere demokratischen Werte schützen können«.
So kann man wachsende Umsätze beim Bau und der Modernisierung von Kriegswaffen und die massive staatliche Förderung der Aufrüstung auch begründen. Schon seit Februar ist bekannt, dass die FFG gemeinsam mit dem Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) auf Halde stehende Leopard-1-Panzer aufbereitet. Daran beteiligt sind die Niederlande und Dänemark, das die in Flensburg eingemotteten Kampfmaschinen vor Jahren ausgesondert hatte. Bis zu 178 dieser Panzer könnten an die Ukraine geliefert werden, bestätigten Wirtschafts- und Verteidigungsministerium in Berlin unlängst.
Viel Arbeit und jede Menge Gewinn also auch für die FFG. Gekauft hatte sie die betagten dänischen Tanks für umgerechnet rund 13 000 Euro pro Fahrzeug. Aufgearbeitet sind sie ein Vielfaches dieser Summe wert. Zudem macht man bei der FFG derzeit auch mehrere Marder-Schützenpanzer wieder flott. Von diesem Typ hat die Ukraine bereits 40 Stück erhalten. Auch alte gepanzerte Mannschaftstransporter vom Typ M 113 gelangten so von Flensburg an die Front.
Doch die FFG restauriert und modernisiert nicht nur alte Panzer. Im Auftrag der Bundesregierung wird sie nun 66 selbst entwickelte gepanzerte Transporter bauen. Auch diese sollen an die Ukraine geliefert werden. Bei dem Auftrag konnte sich die FFG gegen den Rheinmetall-Konzern durchsetzen, der den bewährten Radpanzer Fuchs offerierte. Der jedoch hätte das Sechs- bis Siebenfache gekostet.
Ebenfalls von FFG kauft die Bundesregierung 64 Mehrzweckfahrzeuge, die ursprünglich aus schwedischer Produktion stammen und von FFG modernisiert werden. Ein Teil von ihnen wurde früher von der Bundeswehr genutzt. Wie viel die Bundesregierung nun im Rahmen der beiden Verträge an FFG zahlt, ist wie üblich geheim.
Die FFG erlebt also im Zuge des Krieges einen Boom. Im Kernbetrieb sind rund 800 Männer und Frauen beschäftigt. Hinzu kommen zwei Tochterunternehmen in Nordrhein-Westfalen sowie in Kanada mit jeweils 50 Beschäftigten. Rund 100 Stellen sind derzeit offen. Gesucht werden Elektriker, Fahrzeugbauer, Ingenieure, Mechatroniker, Feinmechaniker, Software-Spezialisten, Kundendienstmitarbeiter.
Zugleich erwartet die Firma mehr finanzielle Hilfen von Land und Bund. Die mochte Minister Madsen noch nicht versprechen. Er sicherte aber zu, die schwarz-grüne Landesregierung werde der FFG und anderen Rüstungsunternehmen langfristig zur Seite stehen und vor allem Initiativen für die Ausbildung neuer Fachkräfte unterstützen. Madsen deutete zugleich an, dass man noch einmal ernsthaft über die Taxonomie sprechen müsse. Dabei geht es um die vor allem von der EU erhobene Forderung, dass an die Industrie ausgereichte Kredite einen sozial nachhaltigen Charakter haben müssen und Standards für ökologisches Wirtschaften eingehalten werden. Zahlreiche Rüstungsunternehmen auch in Schleswig-Holstein machen dagegen Front. Die in Kiel mitregierenden Grünen bestehen bislang auf Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien. Dagegen beantragte die FDP im Landtag jüngst, die Rüstungsbranche als »nachhaltig« einzustufen.
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