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Karin Prien: Die Unverstandene
Der CDU-Politikerin Karin Prien wird Rassismus vorgeworfen
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) soll sich rassistisch über ihre Kabinettskollegin Aminata Touré (Grüne) geäußert haben und steht in der Kritik. Die 57-Jährige selbst bestreitet dies.
Hintergrund war eine Debatte über »sichere Herkunftsländer.« Touré kündigte Widerstand gegen deren Ausweitung an. Prien sagte darauf im NDR: »Natürlich ist Aminata Touré durch ihre eigene Fluchtgeschichte geprägt. Aber am Ende muss man in der Lage sein, als Politiker sich auch von seinem eigenen Schicksal ein Stück weit zu lösen und [...] Entscheidungen mitzutragen, die einem persönlich weh tun.« Sie selbst sei »nüchtern und vernunftgesteuert.«
Dies kann man so lesen, dass Prien rational und Touré wegen ihrer Flucht bei solchen Themen nur irrational handle. Eine problematische Gegenüberstellung. Nach heftiger Kritik an Prien, die Vize-CDU-Vorsitzende ist und als liberal gilt – sie fordert eine Frauenquote für die Union und den Parteiausschluss von Hans-Georg Maaßen – veröffentlichte der NDR nun das gesamte Gespräch. Daraus geht hervor, dass Prien die Gegenüberstellung nicht selbst einbrachte, sondern danach gefragt wurde. Die Juristin sieht sich nun bestätigt, verkürzt zitiert worden zu sein.
Es ist nicht das erste Mal, dass Prien, seit 1981 CDU-Mitglied und von 2011 bis 2017 in der Hamburger Bürgerschaft, heftige Kritik auf sich zieht. Prien wurde nach der Bildung einer Jamaika-Koalition Bildungsministerin im Norden. In dieser Funktion gab sie im September 2021 einen Erlass heraus, wonach gendergerechte Sprache beim Lernen der Rechtschreibung nicht zum Regelwerk gehöre. Die Grünen reagierten empört. Im Februar 2022 veröffentlichte sie auf Twitter eine relativierende Äußerung zur Kindersterblichkeit in der Corona-Pandemie und rief auch damit eine Vielzahl wütender Reaktionen hervor. Immer, wenn sie einen Shitstorm erntete, fühlte sich Prien falsch verstanden. Das nächste »Missverständnis« scheint schon zu warten.
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