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  • Fußball-Länderspiel gegen Polen

Malick Thiaw ist der einzige Gewinner beim DFB

Der Abwehrspieler des AC Mailand überzeugt unter schwachen deutschen Fußballern in Polen

  • Frank Hellmann, Warschau
  • Lesedauer: 4 Min.
Malick Thiaw (M.) konnte sogar Polens Stürmerstar Robert Lewandowski (l.) in Schach halten.
Malick Thiaw (M.) konnte sogar Polens Stürmerstar Robert Lewandowski (l.) in Schach halten.

Es fällt auch für Anhänger des FC Schalke 04 trotz der erwiesenermaßen großen Zuneigung zum Fußball derzeit gar nicht so leicht, eine enge Bande zur deutschen Nationalmannschaft zu knüpfen. Von den Protagonisten, die es über die hauseigene Knappenschmiede immerhin zum Weltmeister 2014 gebracht haben – Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler – befindet sich aktuell niemand mehr im deutschen Aufgebot. Doch wie es der Zufall will, kommt pünktlich zum Länderspiel gegen Kolumbien (Dienstag, 20.45 Uhr) einer zurück ins Revier, den die königsblaue Gemeinde noch als Angehörigen betrachten kann: Malick Thiaw, erst im vergangenen Sommer für rund sieben Millionen Euro von Schalke zum AC Mailand gewechselt, kehrt plötzlich als Hoffnungsträger der deutschen Defensive zurück an alte Wirkungsstätte.

Ausgerechnet der Debütant gab in Warschau den einzigen Gewinner eines ernüchternden Länderspiels gegen Polen (0:1). Hansi Flick hatte ihn als »Highlight« gesehen, »wenn man das überhaupt so sagen« könne. Der Bundestrainer lobte eine »sehr solide, sehr reife« Vorstellung. Der 21-Jährige bestach tatsächlich durch ordentliche Zweikampfführung, sauberen Spielaufbau und ein gutes Stellungsspiel bei gefährlichen Kontern des Gegners. Fast hätte Thiaw vor seiner späten Auswechslung sogar noch den Ausgleich erzielt, wenn nicht der polnische Teufelskerl Wojciech Szczesny auch diesen deutschen Schuss pariert hätte.

Zwischen Flick und dem deutschen Nachwuchs-Nationaltrainer Antonio di Salvo ist längst verabredet, dass das Verteidigertalent nicht die bald startende U21-EM in Georgien und Rumänien spielen wird, sondern stattdessen gleich die Europameisterschaft der A-Nationalteams 2024 in Deutschland angehen soll. »Das ist ein klares Ziel für mich«, versicherte der Ex-Schalker selbst, der anders als der auf dieser Position etwas in Ungnade gefallene Dortmunder Niklas Süle optimale körperliche Voraussetzungen einbringt. Taktisch ist es für Thiaw kein Problem, zwischen Dreier- oder Viererkette zu wechseln, denn beide Varianten, die Flick derzeit ausprobiert, haben auch die »Rossoneri« in Mailand in ihrem Repertoire.

Für den 1,94-Meter-Hünen hat sich der Wechsel nach Italien längst als Karrierebeschleuniger entpuppt, auch wenn es bis in den Februar dieses Jahres gebraucht hatte, bis ihm sein Klubtrainer Stefano Pioli vertraute. »Ich bin Mailand unglaublich dankbar, dass sie mir die Chance gegeben haben. Ich hatte erwartet, dass ich dort nicht sofort spielen würde, weil ich immerhin zum italienischen Meister gekommen war. Aber ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden.«

Schon als Nachwuchsspieler hat Thiaw nie verhehlt, dass ihm verschiedene kulturelle Einflüsse »viel mitgegeben haben«. Seine Mutter war in Finnland eine erfolgreiche Leichtathletin, sein Vater hat im Senegal das Fußballtor gehütet. »Da wird man schnell fündig, was meine Wurzeln betrifft«, sagte er einmal. Zu Hause sei vor allem Finnisch gesprochen worden: »Als kleiner Junge konnte ich auch Französisch, das habe ich aber zu Teilen wieder verlernt, weil Unterhaltungen schnell wieder ins Finnische oder Deutsche umgeschlagen sind.«

Der finnische Verband forderte Thiaw vor ein paar Jahren einmal für seine U17-Auswahl an, aber der gebürtige Düsseldorfer hat sich bei der Einbürgerung im Jahr 2021 für den deutschen Weg entschieden, was jetzt für den Deutschen Fußball-Bund wichtig sein könnte, um ein zentrales Abwehrproblem der A-Nationalmannschaft zu lösen.

Die Nominierung für die Startelf hatte er vom Bundestrainer zwar erst am Spieltag erfahren, aber im Training schon geahnt. Dass ihm Flick gleich den zentralen Part übertrug, war ein Vertrauensbeweis. Im Tiefgeschoss des polnischen Nationalstadions trat der junge Mann nach der Partie jedoch nicht hochnäsig, sondern höflich, zurückhaltend, fast schon schüchtern vor die Kameras und Mikrofone. Sein Debütanten-Trikot mit der Nummer 26 wolle er zuhause aufhängen, beteuerte er artig.

Kein Anzeichen, dass ihn die Rolle im Nationalteam überfordern würde. »Natürlich muss ich in der Mitte viel reden. Aber ich habe neben mir zwei Topleute. Und vor allem Toni hat mir hier von Tag eins an sehr viel geholfen«, lobte Thiaw seinen Kollegen Antonio Rüdiger, der die Komplimente umgehend erwiderte: »Er hat super gespielt und Persönlichkeit gezeigt. Es war ein sehr, sehr gutes Debüt. Sehr, sehr positiv.« Hilft in Zeiten, in denen so viel Negatives bei der deutschen Nationalelf dominiert.

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