Verfassungsschutzbericht: »Extrem« ist Definitionssache

Pauline Jäckels zum Verfassungsschutzbericht

Nur wenige Wochen ist es her, dass die Antifaschistin Lina E. in einer Art anti-linkem Schauprozess zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. »Innenministerin Faeser sieht wachsende Gefahr durch Linksextremismus«, »Wie gefährlich sind Linksextremisten wirklich?«, hallte es daraufhin durch die Presse, von einer »neuen RAF« ist die Rede. Das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigte am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts 2022, was Nancy Faeser lange klar sein muss: Linke Gewalt geht enorm zurück, und das in der Tendenz schon seit 2015.

Der Fall Lina E. hat in aller Deutlichkeit gezeigt, dass es für die Einstufung »linksextremer Gewalt« keiner sicheren Beweislage bedarf. Auch, dass es sich bei linker Gewalt – im starken Gegensatz zu rechter Gewalt – zu einem Großteil um Sachbeschädigung handelt, geht gerne zwischen anti-linker Rhetorik von Mitte bis rechts verloren. Was also als extremistische Gewalt gilt, ist in der Politik Definitionssache. Wer gegen Nazis vorgeht, wird ganz schnell zur »linksextremistischen Gewalttäterin« gemacht; wer bereitwillig gegen Flüchtende vorgeht, zur Bundesinnenministerin.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.