Uno praktiziert selektives Brandmarken von Kriegsverbrechen

Viele Kinder gehören zu den Opfern im Ukraine-Krieg

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vereinten Nationen führen eine wenig bekannte »Liste der Schande«. Was das ist? Auf der landen Länder und Organisationen, die verantwortlich sind für schwere Vergehen gegen Kinder in bewaffneten Konflikten: Tötung, Verstümmelung, sexueller Missbrauch, Entführung, Rekrutierung, Beschuss von Schulen und Krankenhäusern. Jetzt hat Russland es auf diese Liste geschafft: Dafür töteten seine Soldaten und Helfershelfer im vergangenen Jahr 136 Kinder und verstümmelten 518, heißt es in einem noch unveröffentlichten Bericht, aus dem Nachrichtenagenturen vorab zitierten. Die russische Armee sei zudem verantwortlich für 480 Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser.

Insgesamt dokumentierte die Uno 2022 in der Ukraine 477 getötete und 909 verstümmelte Kinder. Auf das Konto der ukrainischen Streitkräfte gehen 80 bzw. 175 Kinder. Für einen Platz auf der »Liste der Schande« reichte das nicht. Zynisch muss man fragen: Wo liegt der Grenzwert für so schwere Verbrechen? Die geringere Zahl getöteter und verstümmelter Kinder im Vergleich zu Russland kann dies nicht rechtfertigen. Die Regeln des humanitären Völkerrechts gelten für alle, die Zivilbevölkerung, zumal Kinder, ist zu schonen.

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Die Aufstellung der Liste ist höchst selektiv. So sollen Saudi-Arabien und Israel in der Vergangenheit Druck ausgeübt haben, um dort nicht genannt zu werden – obwohl die saudische Armee im Jemen Kinder auf dem Gewissen hat und die israelischen Streitkräfte vergangenes Jahr laut UN 42 palästinensische Kinder getötet haben. Human Rights Watch kritisiert, der UN-Generalsekretär habe »die palästinensischen Kinder erneut im Stich gelassen«. Doch wenn sich Staaten genötigt sehen, politischen Druck auszuüben, um nicht auf der Liste der Schande aufzutauchen, hat sie offensichtlich mehr als rein symbolischen Wert.

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