Risse im Kreml-Machtblock

Wolfgang Hübner über den Putschversuch in Russland

Am Wochenende kehrte der Krieg nach Russland zurück. Mit seiner, nun ja, Spezialoperation hat Söldnerchef Jewgeni Prigoschin angedeutet, wie gefährdet selbst ein Regime sein kann, das mit eiserner Faust geführt wird. Putin hatte seinem Spezialisten für das ganz dreckige Geschäft einen weiten rechtsfreien Raum überlassen, in dem dessen Wagner-Gruppe mordete und Kriegsbeute machte. Der Aufstand hat die makabre Symbiose vorerst beendet. Und er warf ein Schlaglicht darauf, dass der Machtblock rund um den Kreml Risse hat. Die blitzschnelle Einigung mit dem brutalen Warlord wiederum deutet darauf hin, dass Putin dessen Söldner noch braucht. Und vielleicht auch Prigoschin selbst.

Folgen wird ein verschärfter Nationalismus. Putins Vergleich, der Aufstand sei ein Dolchstoß in den Rücken der Nation wie 1917 – also Februar- und Oktoberrevolution –, lässt tief blicken. Wenn nun aber der ukrainische Präsident zum Sturz Putins aufruft, stellt sich die Frage, was danach kommen soll. Ein in Chaos versinkendes Russland? Ein weiter in Richtung Diktatur verschärftes Putin-Regime? Beides hätte fatale Auswirkungen. Das sollten die Ukraine und der Westen wissen.

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