Rave the Planet tanzt durch Berlin

Der Nachfolger der Loveparade durfte am Samstag doch noch stattfinden, 200 000 Feierwütige schlossen sich dem Rave in Berlin-Mitte an

  • Weronika Peneshko und Marion van der Kraats
  • Lesedauer: 3 Min.

Bässe, die in den Magen fahren, tanzende und jubelnde Massen – rund 200 000 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstag in Berlin mit Loveparade-Gründer Dr. Motte erneut das Techno-Spektakel »Rave The Planet« gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein und mehr als 30 Grad Celsius zeigten viele Menschen auf der Straße des 17. Juni nackte Haut. Bis zuletzt stand die zweite Auflage der Techno-Parade jedoch auf der Kippe. Kurz vor dem Start gaben Feuerwehr und Polizei dann aber doch ihr Einverständnis. »Die Innenstadt gehört heute den Raverinnen und Ravern«, twitterte die Polizei am Mittag.

Die Polizei hatte als Genehmigungsbehörde zunächst Bedenken wegen des Sicherheitskonzepts. Dr. Motte, mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh, zitterten bis zuletzt. Erst 36 Stunden vor Beginn konnten sie eine Einsatzleitung eines privaten Sanitätsdienstes finden, wie dessen Sprecher sagte. Auch mit Blick auf die Katastrophe 2010 bei der völlig überfüllten Loveparade in Duisburg hatten die fehlenden Verträge mit Sanitätsdiensten eine besondere Brisanz. In Duisburg waren 21 Menschen gestorben.

Am Samstag waren in Berlin aus Sicht von Polizei und Feuerwehr aber alle Auflagen erfüllt. »Das hat auf uns einen vernünftigen Eindruck gemacht«, sagte ein Feuerwehrsprecher. Etwa 270 Menschen waren demnach als medizinisches Personal im Einsatz, die Veranstalter sprachen von 240 Helfern. Bis zum Abend bezeichnete die Feuerwehr die Lage als entspannt. »Bislang mussten ›nur‹ zwölf Personen in Krankenhäuser transportiert werden«, hieß es von der Feuerwehr.

Die Polizei begleitete die Veranstaltung im Tiergarten zwischen dem Brandenburger Tor und dem Großen Stern nach eigenen Angaben mit rund 1000 Beamtinnen und Beamten. »Auf und neben den 25 Floats tummeln sich nach unserer Schätzung rund 130 000 mehr oder weniger wippende Menschen«, teilte sie rund drei Stunden nach Veranstaltungsbeginn mit. Bis zum Abend wuchs die Zahl nach Polizeiangaben auf 200 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wegen des Andrangs war der Bahnhof am Brandenburger Tor nach Polizeiangaben zwischenzeitlich sicherheitshalber geschlossen.

Wie die legendären Berliner Techno-Paraden in den 90er Jahren war der Umzug als Demonstration angemeldet. Neben der Botschaft, elektronische Musik als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen und Techno-Kultur von Förderungen profitieren zu lassen, war auch die Forderung nach Abrüstung eine Kernbotschaft der Veranstalter. »Uns geht’s um Clubkultur, um Techno-Kultur, und Techno-Kultur ist friedlich«, sagte Sprecherin Ellen Dosch-Roeingh.

Für Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) kam mit der Parade ein Stück Berlin nach Hause. In einem blauen Blumenhemd war er tanzend auf dem Paradewagen der Veranstalter zu sehen – und knüpfte damit an frühere Erlebnisse an. »Ich bin jemand, der schon in den 90er Jahren bei den Love Parades hier in Berlin mit dabei war. Ich kann also aus eigenem Erleben sagen, wie geil das ist«, sagte Chialo. dpa

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