Uno muss Mut beweisen in Syrien

Cyrus Salimi-Asl über Hilfslieferungen nach Nordwestsyrien

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Die syrische Regierung hat sich überraschend bereit erklärt, Hilfslieferungen in das im Nordwesten gelegene Gebiet rund um Idlib zuzulassen, aus der Türkei über den Grenzübergang Bab Al-Hawa. Klingt erst mal gut, denn bislang hat die Regierung das immer abgelehnt, weil die Region von Regierungsgegnern gehalten wird, darunter die islamistische Gruppe Hayat Tahrir Al-Scham. Die Hilfslieferungen erfolgten seit 2014 unter Ägide der Uno – ohne Mitsprache des syrischen Regimes. Erst vor ein paar Tagen war im UN-Sicherheitsrat eine Einigung gescheitert: Russland stellte sich quer, pochte auf die syrische Souveränität und wandte sich im eigenen Resolutionsentwurf gegen die Sanktionen.

Die USA und Europa wollen das Assad-Regime nicht rehabilitieren, indem sie Hilfslieferungen der Kontrolle von Damaskus unterwerfen. Syrien und seine Verbündeten nutzen diesen Vorstoß, um Syriens Souveränität zu betonen und als weiteren Schritt zur Normalisierung der Beziehungen mit dem Ausland. Nach der Wiederaufnahme in die Arabische Liga ist Syrien seinem Ziel nähergekommen, praktisch unbeschadet wieder aufgenommen zu werden in den Kreis seiner regionalen Nachbarn – ein Faustschlag ins Gesicht von Tausenden Gefolterten, Verschwundenen und Getöteten, die auf das Konto des syrischen Regimes gehen.

Für vier Millionen hilfsbedürftige Menschen im Gebiet Idlib muss eine Lösung her: Ihr Leben hängt an den UN-Lieferungen. Syrien und Russland argumentieren gerne, dass dort Terroristen Unterschlupf fänden, aber in der Region leben vor allem hilfsbedürftige Binnenflüchtlinge, die zu 85 Prozent über Bab Al-Hawa versorgt werden. Es könnte eigentlich ganz einfach sein: Lebensrettende Hilfe bedürfe keines UN-Mandats, argumentieren Völkerrechtler. Aber diesen Schritt der Selbstermächtigung wagt die Uno wohl nicht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.