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Berliner Grünanlagen: Der Dreck muss weg

Ehrenamtliche räumen Müll aus Berliner Grünanlagen fort

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Kann keinen Müll liegen lassen: Kehrenbürger Albrecht Trübenbacher
Kann keinen Müll liegen lassen: Kehrenbürger Albrecht Trübenbacher

Während Albrecht Trübenbacher am Samstag um 11 Uhr noch dabei ist, die 32 ehrenamtlichen Helfer einzuweisen, sammeln einige von ihnen, während sie zuhören, schon die Zigarettenstummel am Boden ein. Haufenweise liegen die hier herum in der weitläufigen Grünanlage, besonders auf den letzten Metern zum Betriebsbahnhof Rummelsburg. So mancher Mieter der Wohnblöcke im Hintergrund raucht noch eine Zigarette auf dem Weg zur S-Bahn und wirft sie dann kurz vor der Station achtlos weg. Das ist nicht nur eine Sauerei. Das ist auch extrem schädlich für die Umwelt. Denn eine einzige Kippe vergiftet, wenn sie vom Regen ausgespült wird, 60 Liter Grundwasser.

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Doch viele wissen das nicht. Oder es interessiert sie nicht. Auch die angedrohte Strafe von 150 Euro bewirkt wenig. Höchst selten ist einer der Mitarbeiter des Ordnungsamts in der Nähe, um die geltenden Regeln durchzusetzen. Und so sammelt sich hässlicher und sogar gefährlicher Müll in den Berliner Grünanlagen, obwohl doch Mülleimer mit integrierten Aschenbechern bereitstehen. Selbst rund um Parkbänke liegen die Zigaretten auf dem Gehweg und im Gras. Nur ein Schritt wäre es von hier bis zum Mülleimer.

Da kann Albrecht Trübenbacher nur den Kopf schütteln. Den Grünflächenämtern und der Berliner Stadtreinigung (BSR) macht er keinen Vorwurf. Die seien mit ihrem Personal nicht in der Lage, alles wegzuräumen. Darum treten stadtweit Initiativen in Aktion. 20 sind Trübenbacher bekannt. Menschen sammeln in ihrer Freizeit den Müll in Parks und Grünanlagen ein. Trübenbacher macht das seit 2018. Warum? »Weil mich das schon immer stört«, erklärt der 53-Jährige. »Meine Frau geht nicht mehr gern mit mir wandern, weil ich unterwegs alles aufhebe.«

Die BSR unterstützt solche Aktivitäten, stellt Greifarme und Müllsäcke, wenn man sich online anmeldet. In Anspielung auf Ehrenbürger nennt die BSR die Ehrenamtlichen Kehrenbürger. Den Begriff verwendet auch Trübenbacher für sich. Das Material braucht er izwischen nicht mehr. »Ich bin autark.« Für 1500 bis 2000 Euro kaufte Trübenbacher privat reichlich Eimer und Greifarme, auch kurze für kleine Kinder. Drei sind an diesem Samstag mit ihren Eltern da und helfen eifrig mit. Es sind erfahrene Müllsammler dabei, aber auch Neulinge, die im Internet auf den Termin gestoßen sind. Von der großen Hitze scheinbar unberührt zeigen sich die Männer von der Firma Ro2-Gerüstbau. Schwere körperliche Arbeit sind sie gewohnt. Ihr Betrieb hat seinen Sitz gleich um die Ecke. Viele Kollegen wohnen in der Gegend und möchten, dass es ordentlich aussieht.

Das ist auch Trübenbachers Antrieb. Während der Corona-Pandemie trafen sich auf dem Spielplatz der Grünanlage Jugendliche, tranken Alkohol, erbrachen sich, ließen die Glasflaschen zurück. Schlimm habe es dann am Morgen ausgesehen, erinnert sich der Mathe- und Deutschlehrer. Er sei damals jeden Samstag und Sonntag um 5 Uhr aufgestanden und habe den Spielplatz aufgeräumt, bevor die ersten Kinder zum Toben kommen.

Die Einsätze allein und die von ihm organisierten Müllaktionen zusammengezählt kommt Trübenbacher auf 250 bis 300 Termine. In der Regel sammle er mit 10 bis 15 Helfern innerhalb von zwei Stunden 60 bis 80 Kilogramm Müll. »Über die Jahre müssen wir 20 bis 25 Tonnen aus den Parks rausgeholt haben«, überschlägt der Lehrer. Etwa eine Aktion pro Monat stellt er auf die Beine, zuletzt waren es aber sogar drei Aktionen in drei Wochen.

Ein bisschen wird am Samstag auch an den Zelten im Gebüsch aufgeräumt, in denen Obdachlose campieren. Doch zu nah möchte Trübenbacher da nicht herangehen, sondern diesen Menschen einen Rest Privatsphäre lassen. Es sieht auch keineswegs besonders dreckig aus an den Zelten. Dass Menschen kein Dach über dem Kopf haben, ist dann doch schlimmer als Abfall. Der parteilose Trübenbacher denkt sozial. Lichtenbergs Linke entsandte ihn als Bürgerdeputierten in den Sozialausschuss des Bezirks.

kehrenbürger-lichtenberg.org

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