- Politik
- Kid Pex
Flüchtlingslager Lipa: Tödliches Österreich
Petar Rosandić gewinnt Prozess wegen Guantanamo-Vergleich
Er nennt sich »Tschuschenrapper Österreichs« und eignet sich damit einen Begriff an, mit dem Menschen aus Südosteuropa diskriminiert werden sollen. Petar Rosandić, der seine Alben unter dem Alias Kid Pex veröffentlicht, richtet sich mit seiner Musik an Migranten aus Ex-Jugoslawien. Er kritisiert die Polizei oder macht sich über die korrupte Regierung lustig. Das bringt dem linken Musiker Aufmerksamkeit und Anfeindungen. »Ich bin das Lieblingskind der österreichischen Rechten«, witzelt Rosandić.
Gegen Autoritäre und Autoritäten kämpft Rosandić auch als Aktivist. Im Frühjahr gab er für die humanitäre Organisation SOS-Balkanroute eine Pressemitteilung unter der Überschrift »So sieht das österreichische Guantánamo in Bosnien aus« heraus und meinte damit ein Gefängnis im Flüchtlingslager Lipa, das aus Brüssel und Berlin bezahlt wird. Mit dessen Einrichtung wurde das in Wien ansässige International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) beauftragt. Unter Leitung des österreichischen Ex-Vizekanzlers und früheren ÖVP-Parteichefs Michael Spindelegger setzt die internationale Organisation Projekte zur Migrationsabwehr für die EU-Kommission um.
Wegen »Rufschädigung« zulasten des ICMPD musste Rosandić am Dienstag vor dem Wiener Handelsgericht erscheinen – und gewann im vollbesetzten Saal. Der Vergleich des bosnischen Flüchtlingsknasts mit dem US-Gefangenenlager auf Kuba sei von der Meinungsfreiheit gedeckt, stellte der Richter klar. In der Migrationspolitik brauche es »Leute, die hinschauen und möglicherweise überschießend reagieren«. Wie zum Beweis trug der Angesprochene während der Verhandlung ein Shirt mit dem Aufdruck »Österreich kann tödlich sein«.
Vermutlich erscheint der Aktivist und Musiker bald wieder vor Gericht, denn das ICMPD kündigte Berufung an. Man wolle aber niemanden einschüchtern, erklärte ein Sprecher des Zentrums.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.