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Hertha BSC: Gefühle aus alter Zeit
Lob des Uncoolen: Hertha BSC betritt die Zweite Liga
Fußball ist ein Gefühl von Trotz und Depression gleichzeitig, das im austauschbar durchkommerzialisierten Globalsport zunehmend verloren geht. Es klammert sich an die Vergangenheit, auch wenn die oft nicht viel besser war. Die letzten Jahre waren für Hertha BSC auf dramatische Weise lächerlich. Während der Lokalrivale Union konstant besser und damit für opportunistische Erfolgsfans attraktiver wurde, feierten die Hertha-Anhänger, wenn überhaupt, »ein Hoch auf die Mittelmäßigkeit, das Uncoole und Ambitionslose gegen die zwanghafte Selbstoptimierung, das Diktat des Positiven und den Imperativ des Genießens«, wie Jakob Hayner in der »Welt« schrieb. Über Jahrzehnte waren das doch die Qualitäten von Union.
Am heutigen Samstag beginnt für Absteiger Hertha BSC die neue Saison in der 2. Liga. In Düsseldorf geht es gegen die Fortuna, eine ähnlich unglamouröse Herausforderung für ihre unverwüstlichen Fans: »Auch wenn sie verlieren, / gehen wir wieder hin, / es wird doch nicht besser, / wenn wir zu Hause sind«, sangen Family Five 1986.
Vor über 40 Jahren war die Fortuna ganz gut und schlug beispielsweise Hertha 1979 im DFB-Pokalfinale, wie auf diesem Foto zu sehen. Übrigens war es das letzte Mal, dass die Hertha-Profis in einem solchen standen (1993 waren es skurrilerweise die Hertha-Amateure). Und 2012 spielten Hertha und Fortuna eine unvergessliche Relegation, bei der die Fans in Düsseldorf vorzeitig den Platz stürmten – reines Tohuwabohu. Danach fand sich Fortuna in der Bundesliga wieder, um dann sofort wieder abzusteigen, wenn auch erst am letzten Spieltag. »Ist das etwa alles, was ich vom Leben will? / Rot und weiß nach vorn, / das ist das Ziel / für Fortuna!« Für die blau-weiße Hertha natürlich auch. Die Frage ist nur, jetzt, da das Geld fast alle ist: Ist vorne unten oder oben?
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