Miese Praktiken auf Bananenplantagen

In Costa Rica werden Gewerkschafter entlassen, die sich gegen Arbeitsrechtsverstöße wehrten

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Gewerkschaft Sitrap kämpft für bessere Arbeitsbedingungen auf den Bananenplantagen in Costa Rica
Die Gewerkschaft Sitrap kämpft für bessere Arbeitsbedingungen auf den Bananenplantagen in Costa Rica

Cristino Hernández hat seine Entlassungspapiere bereits bekommen und für den 59-jährigen Plantagenarbeiter sind die Perspektiven düster: »Hoffnungen, in meinem Alter einen Job auf einer anderen Plantage zu ergattern, habe ich kaum. Druck vonseiten der Abnehmer der Bananen ist meine einzige Chance«, sagt er. Seit vier Jahren arbeitet er auf der Bananenplantage Jardín del Tigre II im Kanton Pococí an der Karibikküste Costa Ricas.

Doch nun hat der Plantagenmanager Gabriel Montoya ihren Verkauf eingeleitet und die Entlassung von Hernández und zwölf weiteren organisierten Arbeiter*innen beim Arbeitsministerium angezeigt. Hernández vermutet dahinter eine Strategie. Er ist vor drei Jahren in die Gewerkschaft der Plantagenarbeiter (Sitrap) eingetreten. »Ich und mein Kollege Miguel Anchia sind dem kolumbianischen Besitzer der Plantage ein Dorn im Auge, weil wir uns engagieren, auf Arbeitsrechte hinweisen, uns nichts gefallen lassen«, sagt er.

Formal wären die Kündigungen legal, wenn die Plantage mit ihren insgesamt rund 180 Arbeiter*innen tatsächlich den Besitzer wechselt und nicht nur an einen Strohmann geht. Doch genau das befürchtet Sitrap-Gewerkschaftssekretär Didier Leitón. »Wir vermuten, dass der Verkauf simuliert wird, um die unbequemen Gewerkschafter loszuwerden«, sagt Leitón. Die haben in den letzten Jahren immer wieder gegen miese Löhne und Arbeitsrechtsverletzungen aufbegehrt, etwa gegen die Besprühung der Plantage mit Pestiziden aus der Luft. »Die erfolgte, während die Arbeiter auf der Plantage arbeiteten. Das ist illegal«, kritisiert Leitón das Vorgehen des Unternehmens. »Jardín del Tigre stellt Arbeiter*innen oft über Zeitarbeitsfirmen an, zum Teil auch nicaraguanische Arbeiter ohne legalen Status, die dann für weniger Lohn arbeiten müssen«, erklärt der Gewerkschaftssekretär. Doch seine Handlungsspielräume sind gering, denn die Behörden gelten als unternehmerfreundlich. »Wir dürfen Plantagen meist nicht betreten und haben mit Beschwerden im Ausland oft mehr Erfolg als im Inland«, sagt Sitrap-Sekretär Leitón.

Mehrfach hat er schon Beschwerden beim irischen Konzern Fyffes eingereicht. Das in Dublin ansässige Unternehmen gehört zu den größten auf dem Bananenmarkt, nimmt die gesamte Produktion von Jardín del Tigre ab und beliefert unter anderem Aldi Nord und Süd mit den Bananen aus Costa Rica. Auch hat sich Leitón an Oxfam in Deutschland gewandt. Die Organisation hat daraufhin Aldi Nord und Süd auf den Konflikt aufmerksam gemacht. Leitóns Hoffnung ist, dass Druck vonseiten der Ernteabnehmer das Unternehmen in Costa Rica zum Einlenken zwingen könnten.

Dabei könnte auch das Lieferkettengesetz helfen, erklärt Tim Zahn. Er ist bei Oxfam Referent für globale Lieferketten, Menschenrechte und Migration. »Aldi ist im Rahmen des Lieferkettengesetzes verpflichtet, der Beschwerde nachzugehen«, erklärt er. Bisher hat er vom Handelskonzern noch keine Antwort erhalten. Im November 2022 hatte sich Oxfam vor Ort informiert und die deutschen Abnehmer über die Unternehmenspraxis in Kenntnis gesetzt. Ein Aldi-Vertreter reiste daraufhin im Juni 2023 zu den Plantagen und machte sich ein Bild. Doch seitdem hat sich die Situation mit dem anstehenden Verkauf der Plantage Jardín del Tigre II weiter verschärft. Auf »nd«-Anfrage bestätigen Aldi Süd und Aldi Nord allerdings, dass sie Bananen von Jardín del Tigre über Fyffes beziehen und Gespräche vor Ort geführt haben. Aldi Süd teilte zudem mit, dass geprüft werde, »Jardín del Tigre für Bananenlieferungen so lange auszuschließen, bis Korrekturmaßnahmen erfolgreich umgesetzt werden«. Dass die entlassenen Plantagenarbeiter*innen nach dem Verkauf wieder eingestellt werden, bezweifelt Plantagenarbeiter Hernández jedoch.

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