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Evergrande ist nicht China
Die Pleite des Immobilienentwicklers aus Shenzhen zeigt, dass sich Chinas Wirtschaft wandeln muss
Seit Jahrzehnten prognostizieren westliche Kommentatoren im regelmäßigen Abstand ein Ende des chinesischen Wachstumsmodells – bisher behielten sie unrecht. Die Volksrepublik war bis jetzt immer in der Lage, sich neuen Herausforderungen anzupassen. Die Pleite von Evergrande, des zweitgrößten Immobilienentwicklers im Land, offenbart trotzdem, dass Chinas bisheriges Erfolgsrezept an seine Grenzen gerät.
Über 30 Prozent der Wirtschaftsleistung fielen zeitweise auf den Immobiliensektor, der Kauf einer Wohnung ebnete für viele Chinesinnen und Chinesen den Weg in die Mittelschicht und zum Vermögensaufbau. Doch das Finanzierungsmodell für den Boom war mehr als fragil, Evergrande und andere Firmen nutzten die Einlagen zukünftiger Wohnungsbesitzer, um immer neue Projekte zu beauftragen, wobei sie auf stetige Nachfrage und steigende Preise spekulierten. Mit dem Ende des Wohnungsbooms und neuen Finanzmarktregulierungen konnte das Unternehmen nicht umgehen. Zwar bemüht sich die Zentralregierung, Provinzen und Kommunen zu Investitionen zu bewegen. Doch der Bausektor taugt nicht als Schlüsselindustrie für die Zukunft.
Chinas Bevölkerung ist gut ausgebildet, das Land ist Technologieführer bei der Energiewende. Die Voraussetzungen für einen Umbau der Wirtschaft sind günstig. Allerdings gibt es große ideologische Widerstände dagegen, den Sozialstaat auszubauen: Der Zugang zu Bildung, aber auch Gesundheits- und Altersvorsorge werden für viele chinesische Haushalte zu einer immer größeren Belastung angesichts von demografischem Wandel und zunehmender Ungleichheit. Eine konfrontative Haltung der USA trifft auf nationalistische Tendenzen im Inneren. Trotzdem hat China gute Karten für die Zukunft – die Politik muss sie nur richtig spielen.
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