Zweite Frontex-Drohne bei Kreta abgestürzt

Airbus durfte »Heron 1« im Luftraum neben zivilen Flugzeugen fliegen

Die Frontex-Drohnen werden von Airbus geflogen und sind über das Militär zugelassen.
Die Frontex-Drohnen werden von Airbus geflogen und sind über das Militär zugelassen.

Eine Drohne der EU-Grenzschutzagentur Frontex ist am Donnerstag 70 Seemeilen südöstlich von Kreta ins Meer gestürzt. Das berichten griechische Medien übereinstimmend. Die aus Israel stammende »Heron 1« soll sich auf einer Überwachungsmission befunden haben, als sie aus unbekannten Gründen die Kommunikation über Satelliten mit der Bodenstation verlor. Auf Webseiten zur Nachverfolgung von Flugdaten ist zu sehen, dass die Drohne dabei mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde ins Meer stürzte.

Die »Heron 1« mit einer Spannweite von fast 17 Metern ist seit Juli 2022 auf dem Militärflughafen in Tympaki in Kreta stationiert und fliegt dort Einsätze im Ionischen Meer. Eine baugleiche Drohne überwacht seit 2021 vom internationalen Flughafen in Malta das zentrale Mittelmeer. Dafür sind die »Heron 1« mit Kameras, Nachtsichtgeräten sowie Radargeräten ausgestattet. Angeblich soll sich auch Technik zur Lokalisierung von Satellitentelefonen an Bord befinden.

Den Rahmenvertrag für die Flüge über 50 Millionen Euro hat Frontex mit der Rüstungssparte von Airbus in Bremen abgeschlossen. Der Konzern hat dafür Piloten und Sensorbediener bei der Herstellerfirma IAI in Israel ausbilden lassen und übernimmt die taktische Koordination der Einsätze. Zur Steuerung der Drohnen hat Airbus Container nahe dem Rollfeld der Flughäfen aufgestellt. Außerdem ist Airbus für die Satellitenkommunikation und Übertragung von Videodaten in das Frontex-Hauptquartier in Warschau verantwortlich.

Die Zulassung der Drohnen erfolgt über die Luftwaffen in Malta und Griechenland. In Griechenland fliegt die »Heron 1« im Rahmen der 2008 gestarteten Seeoperation »Poseidon« von Frontex. Auch Mitgliedstaaten steuern hierfür Luftfahrzeuge bei; aus Deutschland war dazu bereits ein Hubschrauber der Bundespolizei auf griechische Inseln abgeordnet.

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In Malta darf die Frontex-Drohne aus Israel nur starten und landen, wenn der Luftraum am Flughafen dafür gesperrt wird. Die griechische Luftfahrtbehörde hat demgegenüber eine Genehmigung für den Einsatz der »Heron 1« im allgemeinen Luftraum erteilt und war damit Flugzeugen gleichgestellt. Entsprechende Tests für eine solche Integration in die Kommunikation mit der zivilen Flugsicherung ließ die EU bereits ab 2012 in Spanien erproben.

Den Berichten zufolge will die griechische Küstenwache die abgestürzte Drohne lokalisieren und bergen. Weder Frontex, Airbus oder die Luftwaffe haben Angaben zur Absturzursache gemacht. Nach den Ermittlungen zusammen mit der Flugsicherung kann entschieden werden, wer die Kosten für den vermutlichen Totalschaden übernehmen muss. Ob es bis dahin ein Flugverbot für die »Heron 1« in Griechenland gibt, ist nicht bekannt. Das könnte dann auch die dortige Luftwaffe betreffen, die selbst zwei »Heron 1« aus Israel einsetzt.

Vor vier Jahren hatte Frontex von Kreta bereits eine »Hermes 900« zur Grenzüberwachung eingesetzt. Sie ist ähnlich groß wie die »Heron 1« und wird von Elbit Systems aus Israel herstellt. Nach einem Unfall auf dem Flughafen Tympaki erlitt die Drohne Totalschaden. Laut der EU-Kommission habe es sich um eine herbeigeführte »harte Landung« gehandelt, nachdem zuvor »atypische Messwerte« angezeigt worden waren. Anschließend erließt die Flugsicherung ein Flugverbot für die »Hermes 900«.

13 Jahre lang hat auch die deutsche Luftwaffe mit der »Heron 1« Einsätze in Afghanistan und Mali geflogen; diesen Rahmenvertrag erhielt ebenfalls Airbus. Mindestens vier der fünf Drohnen in Afghanistan sind entweder auf dem Rollfeld oder im Flug verunglückt. In einem Fall auf der Startbahn sollen dafür Airbus-Piloten verantwortlich gewesen sein. Inzwischen hat die Bundeswehr ihre »Heron 1« ausgemustert und wartet auf den bewaffnungsfähigen Nachfolger »Heron TP«, der wieder von Airbus betrieben wird.

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