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Gartz: Genossen sanierten die Kirche mit
Die Rettung des Gotteshauses in Gartz war ein zeitraubendes Gemeinschaftswerk
Schon von Weitem grüßt die Kirche des kleinen uckermärkischen Städtchens Gartz mit ihrer einmaligen Eigenheit: »Sie sehen, es fehlt das Mittelschiff«, erklärt Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg, während sich der Bus auf die Stadtkirche St. Stephanus zubewegt. Genau genommen stehen von diesem Mittelteil der gewaltigen Kirche nur noch die Außenwände. Denkmalschützer Drachenberg erklärt die Diskrepanz zwischen der beschaulichen 2500-Einwohner-Kommune und seinem ursprünglich gewaltigen Gotteshaus: »Gartz hatte im Mittelalter eine Riesenbedeutung.«
Empfangen wird die Expedition aus Potsdam von Pfarrer Hilmar Warnkross, der durch die Anlage führt. Noch weisen die Spuren von Einschüssen hier und da auf das Frühjahr 1945 hin, als dieses Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert im Zweiten Weltkrieg unter Beschuss geriet und völlig ausbrannte. Das dabei verloren gegangene Mittelstück ist heute ein von zwei hohen Wänden gesäumter Gebäudeteil, der den Blick auf den Himmel freigibt.
Längst wurde aus der Not eine kulturelle Tugend. Der Vorsitzende der örtlichen Kulturallianz Luca Piwoda berichtet von Musik- und Theateraufführungen in diesem Hof. Weil das Land Brandenburg im Rahmen der Denkmalförderung fast 100 000 Euro bereitstellte, sind die Seitenwände nunmehr gesichert, und es besteht nicht mehr die Gefahr, dass Steinbrocken herabstürzen. »Denkmale tragen zur Attraktivität unseres Landes bei, sie stehen für kreative Nutzungen und bringen Menschen zusammen«, sagt Kulturministerin Manja Schüle (SPD). »Wir wollen die Innenstädte zu attraktiven, zeitgemäßen Orten entwickeln«, fügt Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) hinzu.
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»Der kirchliche Niedergang ist allgemein bekannt«, sagt Pfarrer Warkross freimütig. Er meint damit, dass die Kirchengemeinden beständig schrumpfen. Längst ist eine vielfältige Nutzung des Gartzer Gotteshauses Realität, die weit über Gottesdienste hinausgeht. Die »kleine Struktur« der Kirche ist den aktuell 546 Mitgliedern der Kirchengemeinde angemessen.
Von 1982 bis 1987 wurde die Ruine saniert. Damals wurde der vordere Bereich der Kirche durch eine neue Wand wieder geschlossen, wodurch ein dreigeschossiges Gemeindezentrum sowie ein auf den Chor- und Altarbereich beschränktes Gotteshaus entstanden. Dennoch vermittelt sich ein Eindruck von der Imposanz des alten Kirchengebäudes. »Da ist Höhe – und Höhe ist gut für das Denken«, sagt der Pfarrer.
Der CDU-Kreistagsabgeordnete Wolfgang Banditt kann sich noch gut an diese DDR-Jahre erinnern: »Alle haben mitgeholfen.« Die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der Umgebung unterstützten mit schwerer Technik dieses Aufbauwerk in der Kirche. »Und was haben die Genossen dazu gesagt?«, fragt jemand entgeistert und meint damit die SED. »Es waren die Genossen, die das vorangebracht hatten«, antwortet Banditt. Im September 1987 sei der Umbau eingeweiht worden – mit einem großen Volksfest. Mit bis zu 10 000 Euro Heizkosten im Jahr ist die verkleinerte Gemeinde schon sehr gefordert. Aber die Akustik sei im dachlosen Mittelteil sehr gut, lobt der Pfarrer. Demnächst soll eine Oper aufgeführt werden.
Der Kreistagsabgeordnete Banditt stellt den Kirchturm vor, der den Freiraum der Mitte auf der anderen Seite begrenzt und ob seiner Höhe die halbe Uckermark überragt. In der irrigen Annahme, die sowjetischen Truppen würden die Oder nicht überqueren können, brachten Stettiner Bürger um den Jahreswechsel 1944/45 in diesem Turm ihre Möbel vermeintlich in Sicherheit. Durch den Beschuss sei dann alles in Brand geraten; der war nach Wochen noch nicht völlig gelöscht. Die Hitze war so stark, dass die Steine des Turms zum Teil geschmolzen waren.
Es sei nicht geplant, das ursprüngliche Dach über dem Mittelschiff wiederzuerrichten, sagt Hausherr Warkross. »Dann würde es im Gemeindezentrum dunkel sein«, weist er auf die neuen baulichen Gegebenheiten hin. Er sieht im jetzigen Zustand ein Kriegszeugnis mit erheblichem Wert für das Mahnen und Erinnern: »Du brauchst bei uns kein Anti-Kriegs-Denkmal zu bauen – du hast eins.«
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