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Berliner Schulen: Sozialarbeit auf der Kippe?
Neuköllner Schulen befürchten erhebliche Kürzungen im Bereich Sozialarbeit
Kommt es an Schulen zu Mobbing oder Streit, stehen Schulsozialarbeiter*innen betroffenen Kindern und Jugendlichen schnell zur Seite. Sie helfen dabei, mit Konflikten umzugehen. Auch bei belastenden Situationen im Elternhaus greifen Sozialarbeiter*innen unter die Arme. Sie sind eine wichtige Säule im Schulsystem und leisten Arbeit, die von Lehrer*innen nicht übernommen werden kann.
Vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses Neukölln am Donnerstag befürchten Fachkräfte jedoch, dass ihr Arbeitsbereich von Haushaltskürzungen betroffen sein könnte. Das geht aus einem Schreiben der Neuköllner AG 78 Schulbezogene Sozialarbeit hervor, das dem »nd« vorliegt. Die AG 78 setzt sich zusammen aus den Trägerorganisationen, die in Neukölln die Schulsozialarbeit durchführen, und ist im Jugendamt des Bezirks angesiedelt.
Die kommissarische Jugendamtsleitung kündigte bereits in einer Ausschusssitzung im Juli an, dass der Bezirk unter anderem im Bereich Schulsozialarbeit mit Einsparungen von bis zu 90 000 Euro rechnen müsste. Trägerorganisationen reagierten empört und befürchteten massive Einschränkungen ihrer Arbeit an den Schulen. Die Einsparungen hätten die Schließung einer kompletten Schulstation oder Kürzungen von Teilzeitstellen an mehreren Schulen zur Folge haben können, so geht es aus dem Schreiben der AG 78 hervor, das an alle Schulleitungen in Neukölln gerichtet war.
Darüber sollte in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstag im Rathaus Neukölln diskutiert werden. Kurz vor der Sitzung zeigt sich Benjamin Adler, Vertreter der AG 78, im Gespräch mit »nd« jedoch beruhigt: Aus internen Kreisen habe er erfahren, dass die angekündigten Mittelkürzungen nicht mehr den Bereich Schulsozialarbeit betreffen könnten. Nach der Ankündigung im Juli sollten die Kürzungen die freiwilligen Leistungen der Jugendhilfe betreffen. Ob es tatsächlich dazu kommen sollte, wurde jedoch erst in der Ausschusssitzung, die nach Redaktionsschluss tagte, besprochen.
Adler zeigt sich erleichtert, dass mit einer Vermeidung der Kürzungen anerkannt würde, wie bedeutsam die Schulsozialarbeit sei. Die Einsparungen stattdessen auf den Bereich der Straßensozialarbeit umzulagern, hält er jedoch für bedenklich: »In keinem der Bereiche wären Kürzungen sinnvoll. Die Straßensozialarbeit kann Jugendliche erreichen, die nicht in der Schule erreichbar sind.« Keiner der Bereiche könne ohne den anderen arbeiten, sagt Adler.
Der Sprecher der AG 78 Schulbezogene Sozialarbeit kritisiert, dass im Zuge von Haushaltsplänen insbesondere die freiwilligen Leistungen der Jugendhilfe immer wieder zur Debatte stünden und unter einem regelrechten »Verschiebebahnhof« leiden müssten. »Schulsozialarbeit wird dringend gebraucht. Wir brauchen deshalb eine Sicherheitsgarantie des Senats, um diese Angebote bereitstellen zu können«, unterstreicht Adler. Es brauche zuverlässige Finanzierung und die verschiedenen, miteinander zusammenhängenden Bereiche dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Auch die Gesamtelternvertretung der Elbe-Grundschule in Nordneukölln zeigte sich über die zunächst angekündigten Kürzungen empört. Bereits nach der Ankündigung im Juli hatten zahlreiche Akteur*innen zum Protest aufgerufen und geschildert, welche dramatischen Folgen diese Kürzungen für Kinder und Jugendliche im Bezirk haben würden. »Es bedeutet, Kindern und Jugendlichen ein ihnen im SGB VIII verbrieftes Recht vorzuenthalten«, heißt es in einem Statement, das dem »nd« vorliegt. »Demnach haben Kinder und Jugendliche zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen ein Anrecht auf Angebote der Sozialarbeit.« Bei einer erneuten Kundgebung von Schüler*innen und Lehrkräften, die kurz vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstag vor dem Rathaus Neukölln stattfand, waren rund 80 Personen anwesend.
Susanka Sambefski, jugendpolitische Sprecherin von der Linksfraktion Neukölln, sieht in der Haushaltsplanung der Senatsverwaltung ein grundsätzliches Problem: »Der Bezirk Neukölln bekommt vom Senat viel zu wenig Geld zugewiesen und das Neuköllner Bezirksamt setzt falsche Schwerpunkte. Ausgerechnet bei der Jugend wird der Rotstift angesetzt. Anstatt hier zu sparen, sollte das Bezirksamt lieber mal darüber nachdenken, ob es wirklich neue Stellen beim Bürgermeister braucht, oder das teure Leasingauto für Hikel.«
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