Verschwörungstheoretiker versuchen, Wagenknecht zu vereinnahmen

»Demokratischer Widerstand« verwendet ungefragt Namen der Politikerin

Mit Beginn der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen erblickte die Zeitung »Demokratischer Widerstand« das Licht der Welt. Maßgeblicher Kopf hinter dem Projekt war der Berliner Dramaturg Anselm Lenz. Im Laufe der Proteste wurde die Zeitung zum Verstärker für Verschwörungserzählungen und Hetze. Sie ist ein Sammelbecken von vormals Linken bis zu stramm rechten Autor*innen. Zahlreiche mehr als fragwürdige Personen wie der reurechte Publizist Martin Lichtmesz veröffentlichten im »Demokratischen Widerstand«.

Mittlerweile gibt es zwar kaum noch Corona-Proteste, die Zeitung gibt es aber immer noch. Sie versteht sich als Debattenblatt für eine neue Verfassung. In der aktuellen Ausgabe geht es unter anderem darum, dass »das Corona-Regime wieder ausgepackt« werde und man sich darauf vorbereiten müsse, dass das Internet abgestellt werde. Außerdem prangt in der Herausgeberzeile ein neuer Name: Sahra Wagenknecht. Im Newsletter der Zeitung schreibt Lenz, die Linke-Politikerin mit Spaltungsgedanken trete als Mitherausgeberin in die Fußstapfen von Helmut Schmidt, der das »Konkurrenzblatt« »Zeit« herausgegeben habe. Von Wagenknecht wünscht sich Lenz, sie solle »eine kraftvolle Schutzpatronin für das freie Wort, Presse, Literatur und Aktivismus« sein. Er hofft zudem, »das Regime« werde »den Terror gegen Journalisten und Verleger nun zurückfahren«.

Kann das sein: Wagenknecht als Mitherausgeberin eines Verschwörungsblättchens? Auf Nachfrage heißt es beim Büro der Bundestagsabgeordneten: »Die Nennung von Sahra Wagenknecht als angebliche Mitherausgeberin der Zeitung ›Demokratischer Widerstand‹ erfolgt ohne jegliche Einwilligung. Sahra Wagenknecht hat dagegen protestiert und die Herausgeber aufgefordert, dies umgehend zu löschen und richtigzustellen, und ist dabei, rechtliche Schritte zu prüfen.«

Offenbar handelt es sich also nur um einen Versuch von Anselm Lenz, mit dem Namen Wagenknecht Aufmerksamkeit für sein Projekt zu erzielen. Eine Anfrage beim »Demokratischen Widerstand« nach Wagenknechts Herausgeberrolle blieb unbeantwortet.

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