Kriegsdienstverweigerung in Belarus: »Nicht unser Krieg«

Menschenrechtsaktivist*innen fordern Asyl für Militärdienstverweigernde aus Belarus

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.
»Asyl für belarusissche Kriegsdienstverweigerer«, fordern Menschenrechtsaktivist*innen vor dem deutschen Bundestag.
»Asyl für belarusissche Kriegsdienstverweigerer«, fordern Menschenrechtsaktivist*innen vor dem deutschen Bundestag.

Junge Menschenrechtsaktivist*innen aus Belarus und Deutschland empfangen die Abgeordneten des Bundestags am Dienstag mit einer besonderen Botschaft. Vor dem Paul-Löbe-Haus im Berliner Regierungsviertel haben sie eine Graffitiwand aufgebaut. »Rob dictators of their armies« (Die Diktatoren ihrer Armee berauben) und »Not our war! Asylum for Belarusian Conscientious Objectors« (Nicht unser Krieg! Asyl für belarusissche Kriegsdienstverweigerer) ist darauf zu lesen. Sie fordern Asyl für die Militär- und Kriegsdienstgegner*innen des autoritär regierten Landes.

Amadeus Sharaf Eldin von der Vereinigung für Vernetzung und Partizipation (VVP) beschreibt gegenüber »nd«, in welcher Situation sich junge Menschen in Belarus befinden: »Ihre einzigen Optionen sind entweder das Militär und das Töten auf Befehl oder Gefängnis und Folter.« Ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung existiert in Belarus nicht. Aus Deutschland würden keine Geflüchteten dorthin zurückgeschickt, aber oft nach Polen, weil es das erste EU-Land sei, das die Militär- und Kriegsgegner*innen aus Belarus beträten, erklärt Jan Hansen, der die Forderungen der Menschenrechtler*innen unterstützt.

Für ihn ist klar: »Das Recht auf Verweigerung von Militär- und Kriegsdienst muss universell gelten und der Schutz dieser Menschen ebenso.« Das gelte auch für Pazifist*innen aus Russland und der Ukraine. Kein Mensch dürfe gezwungen werden, gegen seinen Willen ein Gewehr in die Hand zu nehmen, zu töten und getötet zu werden.

Die VVP sei bei einem Treffen europäischer Kriegsdienstgegner*innen im September 2022 entstanden, an der auch die belarussischen Menschenrechts- und Antikriegsorganisation Nash Dom (Unser Haus) teilgenommen hätten, berichtet Hansen. Nash Dom sitzt in Vilnius im litauischen Exil und setzt sich seit 2022 für die Rechte von Kriegsdienstverweiger*innen ein. Damit möchte die NGO erreichen, dass dem belarussischen Militär mittelfristig die Soldat*innen für eine zweite Front gegen die Ukraine fehlen.

Die Graffiti-Aktion vor dem Paul-Löbe-Haus ist der Höhepunkt eines einwöchigen Treffens in Berlin, bei dem die Militär- und Kriegsdienstgegner*innen aus Belarus Veranstaltungen und Workshops organisiert haben. Es sei auch darum gegangen, Kontakte zu knüpfen. Zu den Unterstützer*innen in Deutschland gehören auch die Organisation Connection, die für das Recht auf Kriegs- und Militärdienstverweigerung in aller Welt eintritt, und die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsgegner*innen.

Diese länderübergreifenden Kontakte unter den Pazifist*innen sollen im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Dabei soll es außerdem um Themen wie Antisemitismus gehen. Unter anderem steht ein gemeinsamer Besuch des NS-Vernichtungslagers Auschwitz auf dem Programm.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -