Die Reform der Weltbank greift zu kurz

Martin Ling über das neue Geschäftsmodell der Weltbank

Was lange währt, wird nicht zwingend gut: Die Weltbank hat sich nach zähen Diskussionen und viel öffentlichem Druck zu einem neuen Ansatz durchgerungen. »Armut beenden auf einem lebenswerten Planeten«, lautet das neue Geschäftsmodell der Bank. Das ist auf dem Papier in der Tat ein deutlicher Fortschritt, denn Nachhaltigkeit gehörte bisher nicht zum Orientierungsrahmen der 1944 zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds gegründeten Bretton-Woods-Institution. Noch 2022 finanzierte die Weltbank mit 3,7 Milliarden Dollar fossile Projekte der Öl- und Gasförderung – ungeachtet des Pariser Klimaabkommens von 2015, das eine Abkehr vom fossilen Zeitalter einleiten sollte. Laut der Recherche der Nichtregierungsorganisation Urgewald verdreifachte sich somit der Betrag im Vergleich zu den Jahren zuvor, als die jährliche Rate bei etwa 1,4 Milliarden US-Dollar lag. Ein Beitrag zu einem lebenswerten Planeten ist das sicher nicht.

Die Einschätzung der deutschen Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), dass die Weltbank mit der neuen Ausrichtung »auf die Höhe der Zeit« käme, ist mehr als verfrüht. So richtig ihr Anspruch ist, im 21. Jahrhundert könne man »nur erfolgreich Armut bekämpfen, wenn man zugleich auch die natürlichen Lebensgrundlagen schützt«, so wenig ist dem die Weltbank bis dato gerecht geworden.

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Bisher steht das neue Geschäftsmodell nur auf dem Papier. Überdies müsste weit mehr passieren, damit die Weltbank zu einem lebenswerten Planeten beiträgt: Ein vollständiger Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Projekte und die Einhaltung der Menschenrechte als Leitprinzip der Kreditvergabe wären ein Anfang. Ein umfassender Schuldenerlass, der im Globalen Süden Mittel für nachhaltige Entwicklung freimacht, ist im Prinzip unumgänglich. Von all dem ist in der vom Norden dominierten Weltbank aber nicht die Rede.

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