- Kommentare
- Migrationspolitik
Deutschlandpakt: Wieder Große Koalition
Der angedachte Deutschlandpakt bringt auch innenpolitische Machtverschiebungen mit sich
»Zeitenwende«, »Doppel-Wumms« und jetzt »Deutschlandpakt« – Kanzler Olaf Scholz ist immer gut, wenn es um die nachhaltige Schöpfung von Begriffen geht. Seine neueste Kreation ist das Paradebeispiel einer dehnbaren Worthülse: Eigentlich sollte der Deutschlandpakt nur einige Vorhaben der Ampel zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten durch Abbau von Bürokratie und Beteiligungsrechten zusammenfassen, was die Wirtschaft ankurbeln soll. Doch jetzt ist auch das aktuell dominierende Migrationsthema mit drin. Und das bedeutet unter der derzeit rechten gesellschaftlichen Hegemonie nicht etwa bessere Integration und finanzielle Lösungen in der Asylpolitik, sondern Sozialabbau und die weitere Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien. Die Begleittöne mancher Politiker von SPD und CSU klingen fast schon wie Initiativbewerbungen für eine AfD-Mitgliedschaft.
Daher hat der Pakt auch eine strategisch politische Ebene bekommen: Den Ton gibt nicht die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP im Bund an, sondern es paktieren die Spitzen von Bundesregierung, Opposition, Landesregierungen und kommunalen Spitzenverbänden. Das kulminierte am Freitagabend in einem Gipfel von Scholz mit CDU-Chef Friedrich Merz sowie den Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) und Stephan Weil (SPD).
Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.
Unabhängig vom Ergebnis ist das Ganze ein Signal: Die Zeit, in der die Ampel das Land führte, wobei FDP und Grüne sich gerne auch gegeneinander in den Vordergrund drängelten, ist wohl vorbei. Wegen der katastrophalen Umfragewerte, des Aufschwungs am rechten Rand und der machtpolitischen Verschiebungen spätestens mit den jüngsten Landtagswahlen ist einiges in Bewegung geraten: Auch wenn die Bundes-Ampel bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten sollte – die Große Koalition mischt schon wieder mit.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.