Märkisches Museum in Berlin: Alles für die freie Szene

In Mitte hat die mehrjährige Sanierung des Museums begonnen, das ein Herzstück des »Kreativquartiers am Köllnischen Park« werden soll

Visionen am Ufer: Das Märkische Museum (rechts) mitten im Kreativquartier
Visionen am Ufer: Das Märkische Museum (rechts) mitten im Kreativquartier

Bis auf eine große Holzbox mitten im Kirchsaal ist nichts mehr übrig. Seit Schließung des Märkischen Museums zu Beginn des Jahres war das Renovierungsteam damit beschäftigt, den denkmalgeschützten Bau zu leeren. Was in den Räumlichkeiten bleibt, sind Dinge, die sich im Grunde nicht bewegen lassen. Mit darunter: eine riesige, über drei Tonnen schwere Kirchenglocke aus dem 15. Jahrhundert, die sich nun in der schützenden Holzbox verbirgt.

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Vor dieser steht Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) am Mittwoch, um den historischen Schlüsselbund des Hauses in einem symbolischen Akt an die Bauherren zu übergeben. Es ist der Auftakt zu den eigentlichen Erneuerungsarbeiten im Märkischen Museum, die voraussichtlich vier Jahre in Anspruch nehmen werden.

»Heute ist ein historischer Augenblick. Die Zukunft beginnt jetzt«, verkündet Chialo. Nach den Räumungsarbeiten sei nun alles angerichtet für den Neubeginn. Der CDU-Politiker verspricht einen »Ort der Kraft für die Kultur in Berlin«, eine neue Heimat für die freie Szene der Hauptstadt, kulturschaffende Berliner*innen aller Art. Denn die Erneuerung des Märkischen Museums bildet nur den Kern dessen, was bis 2028 am Märkischen Ufer entstehen soll. Geplant ist das »Kreativquartier am Köllnischen Park«: ein ganzes Viertel mit gemeinschaftlich nutzbaren Kreativräumen, Platz für allerlei Veranstaltungen und eben einer Dauerausstellung zur Geschichte Berlins.

Erstmals wurde das Märkische Museum im Bau des Architekten Ludwig Hoffmann 1908 eröffnet. Im Zuge der Erneuerung wird künftig auch der 60 Meter hohe Turm dauerhaft in den Ausstellungsrundgang eingebunden und für Publikum geöffnet. »Wir werden hier nichts wegputzen, nichts wegbauen«, verspricht Paul Spies, der künstlerische Direktor des Stadtmuseums Berlin auf dem Rundgang durch das leergeräumte Stammgebäude. Man wolle den ursprünglich authentischen Ort bei den Renovierungsarbeiten bewahren.

So dunkel wie jetzt werde es trotzdem nicht bleiben: »Es wird alles frischer aussehen und offen sein, damit man nach außen schauen kann.« Zudem sollen die Räumlichkeiten endlich barrierefrei gestaltet werden. Zahlreiche Treppenaufgänge machen das Durchqueren im Rollstuhl unmöglich. »Wir werden an jeder Treppe eine Maßnahme unternehmen, damit jeder ohne Probleme einen Besuch machen kann«, sagt Spies.

Weiter als im Märkischen Museum sind die Arbeiten im gegenüberliegenden Marinehaus, dem zweiten Herzstück des Kreativquartiers. Hier sind die vorgezogenen Baumaßnahmen schon beinahe abgeschlossen. Mehrere Etagen wurden bereits entfernt, ein Saal mit hoher Decke ist das Ergebnis. »Hier wurde getanzt und Musik gespielt und das soll auch zurückkommen«, sagt Spies. Das Marinehaus entstand zwischen 1908 und 1909 für den Berliner Kriegerverein, der später zu einem Marineverein wurde.

Spies erzählt von Offizieren und davon, dass es nun Kunstschaffende sein sollen, die sich hier wohlfühlen: »Freie Künstler können hier arbeiten, aber bitte mit der Community.« Werkstätten, Proberäume und »partizipative Gastro« seien im Marinehaus geplant – genauso wie ein sogenanntes Stadtlabor für gesellschaftliche Debatten. Die Stadt, so Spies, solle selbst »Geschichte schreiben«.

Wo Chialo und Spies nicht an großen Worten sparen, wird auch einiges an Geld in die Hand genommen. Rund 95 Millionen Euro fallen, Stand jetzt, für das künftige »Kreativquartier am Köllnischen Park« an: 55 Millionen davon für das Märkische Museum selbst, 40 Millionen für das Marinehaus. Die mehrfach gestiegenen Kosten, die 2017 noch mit 65 Millionen Euro beziffert wurden, teilen sich der Bund, das Land Berlin und die Lottostiftung.

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