AfD in Erfurt in der Minderheit

Gegenprotest auf dem Domplatz stellt Demonstration der Rechtsextremen in den Schatten

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf dem Domplatz im Erfurt waren die AfD-Anhängerinnen und -Anhänger am Samstag in der Unterzahl.
Auf dem Domplatz im Erfurt waren die AfD-Anhängerinnen und -Anhänger am Samstag in der Unterzahl.

Spitzenpersonal aus allen fünf ostdeutschen Flächenländern hatte die AfD am Samstag in Erfurt versammelt, um sich bei einer Großkundgebung als »Stimme des Ostens« zu präsentieren. Martin Reichardt aus Sachsen-Anhalt, Birgit Bessin aus Brandenburg, Jörg Urban aus Sachsen und Leif-Erik Holm aus Mecklenburg-Vorpommern waren angereist, um den Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke zu unterstützen, der aus seinen Ambitionen, bei der Landtagswahl im Herbst kommenden Jahres Bodo Ramelow als Ministerpräsident abzulösen, keinen Hehl macht.

Doch die Rechnung der Rechtsextremen ging nur zum Teil auf, denn in Erfurt mobilisierte ein breites Bündnis zu massiven Gegenprotesten, die die Veranstaltung der AfD zahlenmäßig deutlich übertrafen. Laut Polizeiabgaben versammelten sich etwa 900 AfD-Anhänger vor der Staatskanzlei, um anschließend auf den Domplatz zu ziehen, wo zu einer Abschlusskundgebung »in der Spitze« etwa 1000 Menschen zusammentrafen. Am Protestzug nahm auch ein Block der »Jungen Alternative« teil, der durch Sprechchöre wie »Die ganze Nation will Remigration« auffiel. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Organisation seit April als »gesichert rechtsextremistisch« ein.

Demgegenüber stand aber eine deutliche Überzahl an Demonstrantinnen und -demonstranten auf der Nordseite des Platzes, wo der Zug des Gegenbündnis endete. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl bei der Gegenkundgebung auf 4000 Personen. Die zwei Demonstrationen der Gruppierungen »Auf-die-Plätze-Bündnis Erfurt« und »Seebrücke Erfurt« starteten mit einem Aufzug vom Willy-Brandt-Platz und setzten ihre Kundgebung auf dem Domplatz fort.

Die Landespolizeiinspektion Erfurt begleitete die Versammlungen mit einem Großaufgebot. Dabei wurde sie von mehreren hundert Polizistinnen und Polizisten aus Thüringen unterstützt. Auf dem Domplatz trennte eine Gitterbarriere und dutzende Beamtinnen und Beamte die beiden Veranstaltungen.

Durch Pfiffe und Sprechchöre wie »Nazis raus!« wurden die Redebeiträge von Bessin, Höcke und anderen immer wieder unterbrochen. Letztere keilten verbal zurück und unterstellten den Gegendemonstrierenden unter anderem, sie hätten »Selbsthass im Herzen«. Die Polizei zeigte sich mit ihrem Einsatz zufrieden und sprach von einem »friedlichen und störungsfreien Verlauf aller Versammlungen«. Es seien »nur vereinzelte Straftaten und Ordnungswidrigkeiten festgestellt« worden. Die Versammlung der AfD auf dem Domplatz war gegen 17:20 Uhr zu Ende. Die Gegendemonstrierenden beendeten ihren Aufzug nach Polizeiangaben um 18:25 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz.

Aufgrund der Versammlungen kam es zu Verkehrsbeeinträchtigungen. Betroffen war hiervon insbesondere der Innenstadtbereich. Zudem mussten Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs Verspätungen und Ausfälle hinnehmen. Mit Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -