- Berlin
- Proteste für ein soziales Berlin
Wohlfahrtsverbände: »Wer heute kürzt, zahlt morgen drauf«
Soziale Infrastruktur laut Wohlfahrtsverbänden »am Limit«
In den letzten Monaten waren Beschäftigte und Vertretende für die Branchen Gesundheit, Bildung und Soziales gemeinsam mit Gewerkschafter*innen und Sozialist*innen auf der Straße. Vor drohenden Haushaltskürzungen sowie Tarifverhandlungen machten sie auf die grundsätzliche Unterfinanzierung des Sektors, die ausbleibende Gehaltsanpassung an die Inflation, mangelnde Tarifeinheit und einen steigenden Bedarf in der sozialen Infrastruktur Berlins aufmerksam.
Zum Protest am Mittwoch riefen die Wohlfahrtsverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Paritätische, Caritas, Diakonie und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unter dem Motto »Wichtiger als Du denkst – Freie Träger am Limit« auf. Sie protestierten mit Mitgliedseinrichtungen und -projekten vor dem Abgeordnetenhaus.
Die Arbeit der freien Träger und Wohlfahrtsverbände umfasst die Gewaltprävention, Arbeit mit Geflüchteten, Wohnungslosen, Jugendlichen oder Kranken. Sie arbeiten in Krankenhäusern, Sucht- oder Schwangerschaftsberatungsstellen oder Jugendclubs. Sie übersetzen, pflegen, beraten und begleiten in Krisen.
Und sie zeigen auf, wie sich die aktuelle Sparpolitik bemerkbar macht und zukünftig machen wird. »Nach einer aktuellen Umfrage mussten bundesweit bereits 40 Prozent der sozialen Organisationen in freier Trägerschaft Angebote und Leistungen aus finanziellen Gründen einschränken oder ganz einstellen. Bis zu 65 Prozent rechnen mit weiteren finanziellen Einbußen«, sagt Andrea Asch, Diakonie-Vorständin. »Wer heute kürzt, zahlt morgen drauf«, sagt sie.
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Den freien Trägern und Wohlfahrtsverbänden fehle es an Geld für Verwaltung, Mieten, Material und Energie. Wohnungen und Gewerberäume seien kaum noch zu bezahlen, qualifizierten Mitarbeitenden können nur befristete Verträge angeboten werden, Azubi-Stellen werden gar nicht finanziert.
»Wer seine Mitarbeitenden markt- und wettbewerbsgerecht bezahlen möchte, muss im schlimmsten Fall seine Angebote einschränken oder gar ganz einstellen. Gleichzeitig sollen die Gehälter Landesbediensteter mithilfe von Steuermitteln auf Bundesniveau steigen und werden weiterhin um eine Hauptstadtzulage ergänzt«, schreiben sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Oliver Bürgel, Geschäftsführer der AWO, macht auf den steigenden Bedarf sozialer Angebote im Kontext der »Krisen der letzten Jahre« aufmerksam. Die AWO richtet ihre Forderungen über die finanzielle Aufwertung des sozialen Bereichs hinaus, indem sie den Kampf gegen Armut in Zusammenhang mit einem gerechten Wohnungs- und Arbeitsmarkt setzt.
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