Nach Wagenknecht: Linker Aufbruch in Augsburg?

Wolfgang Hübner zur Krise der Linken und zum Ende ihrer Bundestagsfraktion

Was haben die Linkspartei und der 1. FC Union Berlin gemeinsam? Beide sind mit großen Ambitionen gestartet, stecken in der schwersten Krise ihrer Existenz und müssen gegen den Abstieg kämpfen. Dietmar Bartsch, dessen Tage als Chef der Linksfraktion nun amtlich gezählt sind, feuert Union gerne im Stadion an – die Frage ist, wo er mehr leidet.

Den Beschluss, die Fraktion demnächst endgültig aufzulösen, begleitet er mit dem Hinweis, in der Krise liege eine Chance. Das ist leicht gesagt, aber äußerst schwer in Taten umzumünzen. Es ist für Die Linke nicht nur ein Imageschaden, bald nur als kleinere Gruppe mit geringeren Möglichkeiten im Bundestag vertreten zu sein – wenn die Parlamentsmehrheit das abnickt. Für diese Partei geht es vor allem darum, ihre Existenzberechtigung in den Augen vieler Menschen nachzuweisen. Sie kann nicht automatisch damit rechnen, dass ihr so viele mediale Bühnen gebaut werden wie der noch nicht gegründeten Wagenknecht-Partei. Die zieht ihr Geschäft clever auf; indessen wird sie ihren Begriffsnebel – Vernunft, Gerechtigkeit, Respekt – bald verlassen und sich deutlicher positionieren müssen.

Auch wenn die Versuchung groß sein mag – Die Linke hätte nichts davon, sich dauerhaft am Wagenknecht-Bündnis abzuarbeiten. Genauso, wie es auf Dauer zu wenig war, sich als Anti-Agenda-2010-Partei zu profilieren. Die Wähler wollen nicht nur wissen, wogegen eine Partei ist, sondern vor allem, wofür sie steht. Und was sie davon haben. Darum wird es beim Parteitag dieser Tage in Augsburg gehen, der die Europawahl vorbereiten soll, aber nun vor allem als Neuaufbruch geplant wird. Übrigens will Union beim nächsten Bundesligaspiel endlich seine Negativserie durchbrechen – ausgerechnet gegen Augsburg. Aufbruch in Augsburg? Wir werden sehen.

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