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Gaza: Israels Militär dringt in Al-Schifa-Klinik ein

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths verurteilt das Vorgehen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Israelische Soldaten sind in das Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen. Die Armee teilte am frühen Mittwochmorgen mit, auf Grundlage von Geheimdienstinformationen laufe »eine präzise und gezielte Operation« in einem bestimmten Bereich der Klinik. Mit dabei seien medizinische Teams und arabischsprachige Militärangehörige. »Wir fordern alle im Krankenhaus anwesenden Hamas-Terroristen auf, sich zu ergeben«, erklärte die Armee.

Israel vermutet unter dem größten Klinikkomplex im Gazastreifen eine Kommandozentrale der Hamas. Die Palästinenserorganisation bestreitet das. Welche Seite lügt, lässt sich nicht überprüfen. Die BBC zitierte einen Augenzeugen in der Klinik, der von sechs Panzern und mehr als 100 Soldaten auf dem Krankenhausgelände berichtete. Ein Klinikarzt berichtete der »Washington Post« von stundenlangen Schusswechseln und Explosionen rund um das Krankenhaus. Er habe israelische Panzer in der Nähe des Gebäudekomplexes gesehen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben am Morgen nicht.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths verurteilte unterdessen den Einsatz des israelischen Militärs im Al-Schifa-Krankenhaus. Er sei bestürzt über die Berichte, schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter). »Der Schutz von Neugeborenen, Patienten, medizinischem Personal und allen Zivilisten muss vor allen anderen Anliegen stehen. Krankenhäuser sind keine Schlachtfelder.«

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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich mit Stand Montag mehr als 2000 Menschen in der Al-Schifa-Klinik im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens, darunter vermutlich mehr als 600 Patienten und rund 1500 Vertriebene. Die Angaben beruhen auf Schätzungen des dortigen Gesundheitsministeriums, das von der Hamas kontrolliert wird. Augenzeugen bestätigten die Zahlen.

Die Medizin-Teams und arabisch sprechenden Kräfte haben nach Armeeangaben eine spezielle Ausbildung durchlaufen und sollten sicherstellen, dass Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt werden, kein Schaden zugefügt werde, hieß es in der Armeemitteilung weiter. Medienberichten zufolge hat das Militär palästinensische Gesundheitsbeamte vorher kontaktiert und über den bevorstehenden Angriff informiert, sagte ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium dem Fernsehsender Al-Jazeera.

Nach UN-Angaben nimmt im nördlichen Gazastreifen wegen Gefechten und wegen Treibstoffmangels nur noch ein Krankenhaus Patienten auf. Das Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza sei als einziges noch im Minimalbetrieb, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit. »Alle anderen haben den Betrieb wegen eines Mangels an Strom, medizinischem Material, Sauerstoff, Essen und Wasser eingestellt.« Die Lage werde »verschlimmert durch Bombardements und Kämpfe in ihrer Umgebung.« Im Al-Ahli-Krankenhaus seien derzeit etwa 500 Patienten untergebracht.

Derweil brachten israelische Bodentruppen nach eigenen Angaben auch Brutkästen, Babynahrung und medizinische Hilfsgüter in die Al-Schifa-Klinik. Vor ihrem Einmarsch in die größte Klinik des Gazastreifens seien die Soldaten mit Sprengkörpern und mutmaßlichen Terroristen »in Berührung gekommen«, teilte das Militär mit. Bei einem Gefecht wurden demnach mutmaßliche Terroristen getötet.

Zuvor hatte Israels Militärsprecher Daniel Hagari bereits angekündigt, dass die Streitkräfte auch gegen die mutmaßliche Infrastruktur der Hamas in Krankenhäusern vorgehen werden. »Die fortgesetzte militärische Nutzung des Al-Schifa-Krankenhauses durch die Hamas führt dazu, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verliert«, behauptete Hagari. Diese Feststellung dürfte unter Völkerrechtlern nicht unumstritten sein. Laut Hagari sei die Armee »gezwungen, vorsichtig und präzise gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen.«

Die USA stützen die israelische Position. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte: »Hamas und Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) nutzen einige Krankenhäuser im Gazastreifen – auch die Al-Schifa-Klinik – und unter ihnen liegende Tunnel, um ihre Militäroperationen zu verbergen und voranzutreiben und um Geiseln festzuhalten«.

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