Um jeden Cent gekämpft: Tarifkonflikt an den Yorck-Kinos beendet

Tarifkonflikt an Berliner Yorck-Kinos durch Schlichtung beendet

Seit September gilt an den Yorck-Kinos wieder ein Tarifvertrag. Dem war ein erbittert geführter Arbeitskampf vorangegangen.
Seit September gilt an den Yorck-Kinos wieder ein Tarifvertrag. Dem war ein erbittert geführter Arbeitskampf vorangegangen.

Im Frühsommer schien die Situation beim größten Kinounternehmen für Arthouse-Filme in Deutschland, den Berliner Yorck-Kinos, aussichtslos. Nach neun Streiktagen, etlichen Verhandlungen und der Nichtverlängerung von Verträgen von Gewerkschaftsaktiven waren neue Tarifvereinbarungen in weite Ferne gerückt.

Die jetzt doch noch erfolgte Einigung zwischen der Yorck-Kino GmbH und der Gewerkschaft Verdi geht mit wenig Euphorie einher. »Wir ziehen eine gemischte Bilanz«, erklärt Jörg Reichel, Gewerkschaftssekretär von Verdi, in einer gemeinsam mit Yorck verfassten Pressemitteilung. »Das Ergebnis ist kein einseitiger Erfolg, für keine der Seiten. Es ist ein Kompromiss«, sagt er zu »nd«. Die Mehrheit der Gewerkschaft habe dem darauf basierenden Tarifvertrag zugestimmt. Christian Bräuer, einer der beiden Geschäftsführer von Yorck, teilt in derselben Erklärung mit: »Der Tarifabschluss schafft Planbarkeit für beide Seiten in einem für Arthouse-Kinos herausfordernden Marktumfeld.«

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Dank richtete Bräuer an den Linkenpolitiker und ehemaligen Kultursenator Klaus Lederer. Nachdem im Juni der Arbeitskampf zu scheitern gedroht hatte, schlug Verdi Yorck ein Schlichtungsverfahren mit Lederer als Schlichter vor. Yorck nahm den Vorschlag an. Seitdem hatten die drei Parteien Verschwiegenheit und ein gemeinsam koordiniertes Vorgehen vereinbart. Das Schlichtungsergebnis und dessen Annahme standen bereits im Juli nach einem Monat fest. Nun hat es noch einmal vier Monate gedauert, bis ein Tarifvertrag spruchreif war.

Neu vereinbart wurde die Regelung der Löhne. So steigen beispielsweise die Einstiegsgehälter von 12,50 Euro pro Stunde rückwirkend ab September 2023 auf 12,65 Euro und über mehrere Stufen auf 13,77 Euro ab Januar 2026. Verdi selbst hatte zuletzt eine Lohnerhöhung auf 13,50 Euro gefordert. Ab September 2023 und für 2024 gibt es weiterhin eine Inflationsausgleichsprämie, die auf die Stundenlöhne umgelegt wird und 25 Cent beträgt.

Die Gewerkschaft hat eine fast einjährige Nullrunde ohne tarifgebundene Löhne hinnehmen müssen. Denn gekündigt wurde der Tarifvertrag bereits zum 1. Oktober 2022. Eine rückwirkende Vereinbarung gilt aber erst ab September 2023.

Gelungen ist eine Übereinkunft in Sachen Befristungsquote. Während des Arbeitskampfes hatte Yorck selbst den Manteltarifvertrag gekündigt, in dem weitere Arbeitsbedingungen jenseits der Löhne geregelt sind. Dort war ursprünglich eine Quote von maximal zehn Prozent für befristete Arbeitsverhältnisse festgesetzt. Die Kündigung erfolgte, nachdem Verdi eine tatsächliche Quote von 50 Prozent und damit Tarifbruch angemahnt hatte. Es gilt nun wieder eine Quote von zehn Prozent beziehungsweise 15 Prozent in der winterlichen Hochsaison.

»Ich bin erleichtert, dass es endlich vorbei ist«, sagt Tobias Schäfer, der schon seit Jahrzehnten bei Yorck arbeitet, zu »nd«. Die lange und intensive Auseinandersetzung hat offensichtlich Spuren in der Belegschaft hinterlassen. Man ist aber auf allen Seiten froh über die vergleichsweise lange Laufzeit der Verträge bis März 2026. Normalerweise streben Gewerkschaften kurze Laufzeiten an, um möglichst bald wieder über die Option Arbeitskampf zu verfügen. Schlichter Lederer, für den diese Rolle neu war, sprach diesbezüglich gegenüber »nd« wie Geschäftsführer Bräuer von guter Planungssicherheit. Gewerkschafter Reichel erklärte, dass insbesondere mit der langfristigen stufenweisen Entgeltvereinbarung weitere aufreibende Auseinandersetzungen erspart bleiben. Diese hätten mit ungewissem Ausgang, so Reichel, bei einer kürzeren Laufzeit unweigerlich angestanden.

Schäfer ist wichtig, dass künftig selbst die Grundlöhne einen Abstand zum Mindestlohn haben. »Ich hoffe, dass das Unternehmen sich nun wieder an die Befristungsquote hält und wir nicht wieder zur Einhaltung von festgelegten Quoten in den Kampf gehen müssen«, sagte er »nd«. Er dankte Lederer, ohne den ein solcher Abschluss nicht realistisch gewesen sei, und den befristeten Beschäftigten, die am Verhandlungstisch gesessen hätten und deren Verträge nicht verlängert wurden. Und: »Ich danke dem Teil der Kinobelegschaft, der mitgestreikt hat.«

Lederer ordnet ein: »Die ganze Branche als solche zahlt keine Löhne, wie ich sie mir als Linker wünsche.« Deshalb seien Tarifvereinbarungen wichtig und die Löhne bei Yorck im Vergleich sehr ordentlich. Und Verdi-Sekretär Reichel ergänzt: »In der Kinobranche musst du um jeden Cent mehr hart kämpfen.«

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