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Karine Pierre: Würde für die Ausgestoßenen
Die Fotografin Karine Pierre wird von Reporter ohne Grenzen ausgezeichnet
Im Mittelpunkt der Arbeit von Karine Pierre steht ihr Werk. Nicht sie als Fotografin. Sie ist kein Star, keine Influencerin. Informationen über sich streut sie nur spärlich. Im November 2015 begann sie während der Terroranschläge in Paris, sich autodidaktisch mit der Fotografie zu beschäftigen. Nach zweieinhalb Jahren beschloss sie, ihre bisherigen Tätigkeiten als Theaterschauspielerin und Filmregisseurin zurückzustellen, um sich ganz der Fotografie widmen zu können. Sie absolvierte eine Ausbildung, konzentrierte sich anschließend auf Arbeiten außerhalb Frankreichs.
In den sozialen Medien gibt es kaum ein Bild von ihr selbst. Immer geht es Karine Pierre um das, was sie sieht und was sie zeigen möchte. Im Libanon und in Gaza begleitete sie Frauen und hat ihr beschwerliches Leben dokumentiert. Aus Pakistan hat sie die Fotoreportage »Take me home!« veröffentlicht. Dafür besuchtete sie Frauen, die von der Gesellschaft verstoßen worden sind, in Aufnahmezentren in Karatschi und Multan. Oft sind sie Opfer jahrelanger Misshandlungen und werden von den Ehemännern und Familien als ehrlos angesehen. Es ist eine bedrückende Bilderserie, die das Elend der Ausgegrenzten aufzeigt; die hygienischen Zustände in den Zentren sind desolat, die Sterblichkeit ist hoch. Die meisten von ihnen werden den Rest ihres Lebens dort verbringen müssen.
Karine Pierre dokumentiert aber nicht nur das Leid dieser Frauen und prangert die Zustände in Pakistan an, wo rund 85 Prozent der Frauen Opfer von häuslicher Gewalt werden, Zwangsheiraten normal und Ehrenmorde keine Ausnahme sind. Vielmehr gibt sie den Verstoßenen mit den Bildern ein Antlitz, verleiht ihnen eine Würde, ganz gleich, unter welchen Zuständen sie leben müssen. Reporter ohne Grenzen hat diese Arbeit honoriert und Karine Pierre für ihre Reportage »Take me home!« mit dem Lucas-Dolega-SAIF-Fotopreis ausgezeichnet.
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