Brandenburgs CDU will erstmals Landtagswahl gewinnen

Fraktionschef und Landesvorsitzender Jan Redmann zum Spitzenkandidaten gekürt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

Als sein Fraktions- und Landesvorsitzender Jan Redmann am Freitagabend zum Spitzenkandidaten der Brandenburger CDU für die Landtagswahl im September 2024 gekürt ist, betritt der Landtagsabgeordnete Julian Brüning die Bühne der Potsdamer Schinkelhalle. Als Landeschef der Jungen Union sichert Brüning dem Spitzenkandidaten die Hilfe der Parteijugend zu. Beide streifen sich je einen schwarzen Boxhandschuh über. Brüning sagt: »Ab morgen stehen die Zeichen auf Attacke.«

Schon oft träumte Brandenburgs CDU davon, die SPD bei einer Landtagswahl zu besiegen. Nie ist es ihr gelungen. Nächstes Jahr soll es endlich klappen. Redmann zeigt sich optimistisch. In der jüngsten Umfrage stand seine CDU bei 18 Prozent, die SPD habe sich mit 20 Prozent »in Schlagdistanz« befunden. Dass die AfD mit 27 Prozent in der Wählergunst fast uneinholbar vorn liegt, interessiert in diesem Zusammenhang nicht. Denn mit dem AfD-Landesverband, der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft ist, wird keine der anderen Parteien einen Koalitionsvertrag abschließen wollen – auch die CDU nicht, obwohl ihre Losungen in letzter Zeit immer mehr nach den Parolen der AfD klingen.

Doch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz erinnert in einer Videobotschaft: »Die AfD hat keine Lösungen und will ja auch keine Lösungen.« Deshalb dürfe diese Partei nicht in Verantwortung kommen. Man sei jetzt »neuneinhalb Monate vor der für Sie und für uns alle in der CDU so wichtigen Landtagswahl«, sagt Merz. »Wir ziehen das gemeinsam durch«, ermuntert er seine in der Schinkelhalle versammelten Parteifreunde. Brandenburg brauche einen CDU-Ministerpräsidenten, weil das Bundesland von den Sozialdemokraten »unter Wert« regiert werde. Redmann habe alles, was ein Ministerpräsident brauche: »Weitsicht, Tatendrang und jede Menge vernünftige Ideen.« Suggestiv behauptet Merz: Mit dem Glauben an sich selbst würden die Umfragewerte nach oben gehen.

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Spitzenkandidat Redmann spricht sich und den anderen Mut zu, indem er von einem Feuerwehrmann berichtet, der immer SPD gewählt habe, es nun aber nicht mehr tun wolle. Bei einem Empfang der CDU-Landtagsfraktion habe der Feuerwehrmann sich kürzlich mit den Hoffnung machenden Worten verabschiedet: »Macht’s gut und versaut es nicht.« Während sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) an sechs Prozent Wirtschaftswachstum berauscht, zeichnet Redmann ein anderes Bild von der Lage im Bundesland: Beim Reifenhersteller Goodyear in Fürstenwalde sollen 700 Stellen gestrichen werden, die Kollegen in den Stahlwerken von Hennigsdorf und Eisenhüttenstadt seien auf Kurzarbeit gesetzt, ein Sterben der Landgasthöfe sei vorhergesagt. »Es war ein Fehler, dass wir aus der Kernenergie ausgestiegen sind.« Und es wäre ein Fehler, früher als 2038 aus der Kohle auszusteigen, meint Redmann. Denn woher komme der Strom für die Tesla-Autos in Berlin-Prenzlauer Berg? Den liefere die Lausitzer Braunkohle.

Dass Justizministerin Susanne Hoffmann (CDU) mit mehr Personal für die Gerichte für mehr Sicherheit gesorgt habe, illustriert Redmann ausschließlich an dem Beispiel, dass Brandenburg bei der Erledigung von Asylverfahren bundesweit Spitze sei. Dass es im Gerichtsbezirk Cottbus eine jahrelange Verzögerung von Prozessen gegen rechte Straftäter gibt, lässt er unerwähnt. »Ich möchte mit euch die Kommunalwahl, die Landtagswahl und die Europawahl gewinnen«, ruft Redmann in den Saal. »Ich möchte Ministerpräsident werden.« Die Delegierten machen ihn mit 100 Stimmen bei sieben Gegenstimmen und vier Enthaltungen zum Spitzenkandidaten. Die langjährigen Landtagsabgeordneten Barbara Richstein und Roswitha Schier treten nicht wieder an und werden schon einmal mit Blumen verabschiedet. Mit nur 91 Stimmen – weniger erhält sonst niemand – ist die gelernte Krankenschwester Ellen Fährmann auf Listenplatz 12 die erste der Nominierten, die noch nie im Landtag saß. 102 Stimmen erhält auf Platz 20 die aus Kamerun stammende Adeline Abimnwi Awemo. Die Landes-CDU nominiert am Freitagabend außerdem fünf Männer und eine Frau für die Europawahl im Juni – allen voran EU-Parlamentarier Christian Ehler.

Nicht nur die Junge Union, sondern auch einen hochbetagten Mann von der Senioren-Union weiß Jan Redmann hinter sich. Es ist der 88-jährige Erhard Winkler, der sich mit einem Esslöffel Leinöl täglich fit hält und im vergangenen Wahlkampf an so vielen Haustüren klingelt wie sonst kein anderer. Damit er das auch diesmal wieder tun kann, bekommt er Laufschuhe geschenkt. Winkler nimmt auf der CDU-Landesliste den letzten Platz 45 ein.

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