»Eine Billion Dollar«: Geld für die Welt

Ein Nobody erbt in der gleichnamigen Serie »Eine Billion Dollar«, und soll damit die Menschheit retten

  • Susanne Gietl
  • Lesedauer: 3 Min.
Wirkt hier gar nicht so neureich: John Fontanelli (Philip Froissant, rechts) mit seiner Vertrauten Franca Vacchi (Alessandra Mastronardi)
Wirkt hier gar nicht so neureich: John Fontanelli (Philip Froissant, rechts) mit seiner Vertrauten Franca Vacchi (Alessandra Mastronardi)

Vor über 20 Jahren stellte Andreas Eschbach im Wirtschaftsthriller »Eine Billion Dollar« eine unlösbare Frage: Wie könnte man mit unfassbar viel Geld all das Übel der Welt bekämpfen und dabei selbst dem Klimawandel Einhalt gebieten? Auch wenn eine Billion Dollar (umgerechnet etwa 916 Milliarden Euro) nicht mehr denselben Wert hat wie Anfang der Jahrtausendwende, ist der Betrag durchaus gewaltig. Zum Vergleich: Elon Musks Vermögen entspricht 233,6 Milliarden Euro. Damit ist er aktuell der reichste Mann der Welt.

Eschbachs fast 1000 Seiten umfassendes Gedankenspiel haben Kerstin Nommsen und das Produktionsduo Max Wiedemann und Quirin Berg (verantwortlich für den Oscar-Erfolg »Das Leben der Anderen« und den Netflix-Kritikerliebling »Dark«) nun als sechsteilige Berlin-Serie umgesetzt, die in Doppelfolgen auf Paramount+ zu sehen sein wird. Philip Froissant überzeugt als John Fontanelli, der sich vom feierwütigen Luftikus in Trainingsjacke zur heilsbringenden Gallionsfigur der Finanzwelt emporschwingt.

Die Serie folgt dem einfachen Underdog-Prinzip. Durch eine Erbschaft wird Fahrradkurier John Fontanelli mit einer Billion Dollar der reichste Mann der Welt. Sein Vermögen ist jedoch an eine Prophezeiung geknüpft, die 500 Jahre alt ist: Er soll den Menschen ihre verlorene Zukunft wiedergeben. Die genaue Umsetzung ist John überlassen. Doch schon allein der Gedanke an Steuergerechtigkeit stellt ihn vor eine Herausforderung. Wenn er auserkoren wurde, mit seinem Reichtum die Welt zu retten, sollte er dann nicht zum Wohle aller die Steuer umgehen? Im Welt-Monopoly gilt es von nun an, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Anfangs wird der Hauptfigur jedes Verantwortungsbewusstsein abgesprochen. Wenig überraschend verprasst John einen Teil des Geldes, jettet für einen wilden Partytrip nach Ibiza und lässt bei einer rauschenden Feier in Berlin Geldscheine für Freunde und Bekannte regnen. Bei seinem Bruder Lino (Louis Nitsche) fährt John wenig subtil mit knallrotem Ferrari als Geschenk vor. Zum Glück ist Lino der perfekte Kontrapunkt zu John. Während der Neureiche in Designerklamotten die mediale Aufmerksamkeit für wichtige Abstimmungen nutzt, wird das Reihenhaus seines Bruders von Paparazzi belagert. Als Lino einen Angriff auf seinen Bruder vereitelt und im Krankenhaus landet, nimmt John schließlich den Kampf gegen seine mächtigen Widersacher auf.

Um der Geschichte zu folgen, muss man kein Finanzgenie sein, denn John Fontanelli versteht die Welt der Zahlen selbst nicht. Stattdessen setzt die Serie auf einen Idealisten in coolem Setting. John wohnt in einem Partyloft, von der Erbschaft erfährt er in einer prunkvollen Villa und sein Tech-Unternehmen ist ein ehemaliges Berliner Kraftwerk mit Tropengarten, Dachterrasse und gläsernen Büros. Die Personenkonstellation ist einfach und funktioniert gut. Sowohl seinen Leibwächter Marco (Erdal Yildiz) als auch seine Vertrauensperson Franca Vacchi (Alessandra Mastronardi) lernt John in der Villa kennen. Franca wird ihm später helfen, die Firmengeschäfte zu verstehen und ein gutes Team zusammenzustellen. An der Seite von Mastronardi mimt Oliver Masucci den genialen Hedgefondsmanager Malcolm McCaine. Dabei bleibt für John wie auch das Serienpublikum oft im Unklaren, wessen Firmenanteile McCaine als Nächstes kaufen möchte.

Von Anfang an spielt »Eine Billion Dollar« mit bedrohlich wirkenden Geheimnissen. Die wirklichen Gefahren werden erst im Laufe der Serie klarer. So kam zum Beispiel einer von Fontanellis Erbe-Vorgängern durch einen mysteriösen Unfall ums Leben und auch John schwebt in Lebensgefahr. Besonders ausgebufft: Durch Deepfake-Technologie soll vorgetäuscht werden, dass er Selbstmord beging. Doch John gibt nicht auf und versucht, das Rätsel seines Reichtums zu lösen. Bis alle Fäden zu einer Person führen und die Welt im Chaos zu versinken droht.

Mit »Eine Billion Dollar« ist dem Regie-Duo Isabel Braak und Florian Baxmeyer eine kurzweilige Tech-Serie mit spannenden Fragestellungen gelungen.

»Eine Billion Dollar«. Sechs Folgen (je 50 Minuten) bereits komplett online auf Paramount+

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