- Kommentare
- COP 28
Klimakonferenz in Dubai: Anspruch und Wirklichkeit
Die Ergebnisse der Klimakonferenz in Dubai sind besser als befürchtet, aber schlechter als notwendig
Wenn man sich den Ausgang der Weltklimakonferenz im Detail anschaut, fällt auf: Beide Seiten der Waagschale sind prallvoll. Erstmals wurde international die Abkehr von allen fossilen Brennstoffen als Ziel formuliert, die Erneuerbaren und die Energieeffizienz sollen stärker ausgebaut werden, es wird einen Fonds für Schäden und Verluste sowie neue Milliarden für arme Länder geben. Gleichzeitig fehlt es am Bekenntnis zum Ausstieg samt Datum, es bleiben Schlupflöcher für die fossilen Energien, und die Finanzierung von Klimaschutz, Anpassung und Katastrophenbewältigung ist meilenweit vom Notwendigen entfernt.
Realistisch betrachtet, war von dem Gipfel im Erdölland nicht mehr zu erwarten. Geopolitische Konflikte sprechen nicht gerade für große Sprünge des Multilateralismus. Doch die Welt fällt auch nicht mehr hinter das Pariser Klimaabkommen zurück, da können Ölstaaten noch so sehr lobbyieren. Umgekehrt war auch der Einsatz europäischer Länder für mehr Klimaschutzanstrengungen angesichts ihrer milliardenschweren neuen Gas-Deals halbherzig und unglaubwürdig. Der Ausstieg aus den Fossilen wird ohnehin nicht auf einem COP-Papier beschlossen, sondern mit Transformations-Deals von Förder- und Abnehmerländern.
Viele Beobachter sind erleichtert, dass sich die schlimmsten Befürchtungen als unbegründet erwiesen. Doch das kann bei der mittlerweile 28. COP-Auflage nicht der Maßstab sein. Wenn der Konferenzchef zum Abschluss schulterklopfend sagte, das 1,5-Grad-Ziel bleibe irgendwie noch in Reichweite, lässt das tief blicken. Die Welt ist auch nach Dubai vom 1,5-Grad-Pfad weit entfernt. Und so machen die Klimagipfel zunehmend eines deutlich: die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit der weltweiten Klimapolitik.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!