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Regionalliga Nordost: Abgehängt, aber Liga des Herzens
BallHaus Ost: Die vierte Liga des Herzens bietet aber alles, was wir brauchen
Alle Jahre wieder neigt sich das Jahr dem Abgrund entgegen. Berlin ist grau verhangen, die unterklassigen Spiele fallen aus, weil kein Platzwart bei ein Grad minus seinen Schneeschieber mehr bedienen kann. Wir sind also ganz innere Emigration und lassen in Zeitlupentempo die schönsten Momente des Jahres an uns vorbeiziehen. Die Regionalliga des Herzens bietet dafür alles, was wir brauchen: einen Hassknecht mit Gurkenkönig Wollitz, die beste Bratwurst der Welt in Meuselwitz, zumeist talentfreie Spieler mit viel Spielwut und mächtigen Kämpferherzen. Gelegentlich verwandelt sich ein braver NOFV-Kicker in einen Außerirdischen. Um uns für ein paar Sekunden mit seiner linken Klebe zu verzaubern, dass wir uns erinnern an vergangene Erfolge, Meisterschaften, Europapokalspiele.
Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.
Neben dem Platz: leidenschaftliches Geschrei und Remmidemmi, selbstverständlich auch Pyrotechnik. Der Meistertitel und der damit verbundene Aufstieg in die 3. Liga ist für Fans von Carl Zeiss Jena in weite Ferne gerückt. Es bleiben die liebgewonnenen Spiele gegen alte Rivalen wie Vieselbach, Energie Cottbus, den BFC Dynamo, Chemie und Lok Leipzig, Zwickau oder Chemnitz. Alles verheißungsvolle Minidramen, die mir als Freund des unterklassigen Fußballs bereits heute gülden aus dem Mausgrau des Jahres 2024 schimmern. Mit traumwandlerischer Sicherheit finde ich die Spielstätten der Lieblingsgegner. Ja, ich liebe sie alle und hasse sie wie die Pest. Greifswald steht momentan an der Spitze, doch der Aufsteiger kommt entweder aus Cottbus oder Berlin-Hohenschönhausen. Mir ist es fast egal, wer letztlich eine Runde im Drittligafußball drehen kann. Hauptsache es ist einer der Klubs, die mich seit meiner Kindheit kirre machen.
Ostdeutschland ist nach wie vor fußballerisch abgehängt. Ich sehe wenig Grund zur Annahme, das könne sich in den nächsten Jahren ändern. Union Berlin steht in Liga eins mit einem Bein bereits in der 2. Liga. Magdeburg und Rostock haben dort schon jetzt ordentlich zu kämpfen. In der 3. Liga versucht Dresden sein Glück und schafft vielleicht den Aufstieg. Aue stagniert und Halle kämpft gegen den Abstieg. Von 56 Profiklubs kommen gerade mal sechs aus dem Osten. Das klingt nach keiner guten Quote. Der Ostfußball ist schwach und hat mit dem Sachsen Hermann Winkler ein ödes Kerlchen an seiner Spitze. Sein lahmer Kampf um einen Direktaufsteiger in die 3. Liga aus dem Osten ist dilettantisch. In vielen Stadien findet man als Statement Aufkleber mit Winklers Konterfei, versehen mit dem Spruch: Nicht mein Präsident. Im Grunde ist jedes Wort über sein Missmanagement eins zu viel.
Manche Menschen aus Ostdeutschland halten das Marketingprodukt RasenBallsport Leipzig oder Hertha BSC für Ostklubs. Bei Hertha könnte man vielleicht ein Auge zudrücken. Bezüglich des noch existenten Red-Bull-Projekts kann es nur eine Antwort geben: Leipzig sind Chemie und Lok.
Weil einige von euch noch Geschenke brauchen, möchte ich zum Jahresabschluss noch zwei wirklich großartige Produkte empfehlen: Ehrliche Fußballprosa und Historie aus dem Hort der liebestollen Knochenbrecher sowie Wiener Ballesterer-Combo-Qualität jenseits des 11-Freunde-Krabbelwitzprosakosmos. Tut Gutes und kauft. Der Erlös des ersten Buches beispielsweise fließt in den Erhalt des Sportparks.
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