• Sport
  • Regionalliga Nordost

Aufstiegsreform: Die glorreichen 17 Ost-Klubs reiten voran

Unser Kolumnist huldigt den mutigen Vereinen aus der Regionalliga Nordost, die gemeinsam eine Aufstiegsreform fordern

  • Frank Willmann
  • Lesedauer: 3 Min.
In diesem Jahr soll endlich eine Reform beschlossen werden, damit der Meister aus der Regionalliga Nordost direkt in die 3. Liga aufsteigt.
In diesem Jahr soll endlich eine Reform beschlossen werden, damit der Meister aus der Regionalliga Nordost direkt in die 3. Liga aufsteigt.

Von funkelndem Treiben auf den Regionalligaplätzen keine Spur. Zu heftig hielt der Winter auch an diesem Wochenende fast alle Vereine vom Fußballplatz fern. Nur in Sachsen regte sich der Ball. Lok Leipzig nutzte die Gunst der Stunde und rang Herthas zweite Mannschaft nieder. Von ganz oben schauen die Loksportler nun in die Ferne, wo bereits die Konturen des TSV Havelse zu erkennen sind. Das ist nach Lage der Dinge im Frühling ihr Gegner im Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga.

Ja, es gibt noch immer die fiese Relegation. Lok scheiterte schon einmal vor fünf Jahren in den beiden finalen Aufstiegsspielen gegen Verl. Nach zwei Unentschieden fielen sie wieder in den hoffnungslosen Schlund der Regionalliga Nordost. Genau dort regt sich seit Wochen Solidarität. Siebzehn ostdeutsche Clubs treten neuerdings geschlossen für ihre Rechte ein. Das gab es noch nie. Bis vor Kurzem bestimmten mausgraue Regionalfürstchen, Stammtischkerle mit Autohaus und visionsfreies Natterngezücht die Geschicke der Clubs. Nun ist alles anders. Die Glorreichen 17 wehren sich gegen die unfaire Aufstiegsregelung und verkünden die Botschaft »Meister müssen aufsteigen«.

Ballhaus Ost
Fussball, Herren, 2. Bundesliga, Saison 2014/2015 (10. Spieltag)...

Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.

Naturgemäß stellt sich der oberste ostdeutsche Fußballbonze quer. Hermann Winkler, seines Zeichens Vizepräsident des Deutschen Fußballbunds und Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands, ist bockig, weil man ihn nicht gefragt hat. Wie soll man einen Garanten des Stillstands wie ihn aber ernst nehmen, frage ich euch? Politisch ist Winkler ein merkwürdiges Kerlchen. Vor elf Jahren kuschelte er heftig mit Russland und nervte im Mai 2023 hart gegen den ukrainischen Präsi, als dieser Berlin besuchte, um seine europäischen Verbündeten für den Kampf gegen Russland klarzumachen. Zudem schlug er schon 2016 vor: »Wenn es eine bürgerliche Mehrheit gemeinsam mit der AfD gibt, sollten wir mit ihr koalieren.«

Donald Trump soll über ihn gesagt haben: »Er kann Freiheit von Freizeit nicht unterscheiden. Vor einiger Zeit hat er zwei Thüringer Bratwürste roh gegessen, oder so. Aber im Fußball ist er sehr schlecht.« Das ist natürlich nur ein böser Scherz, dem wir uns keinesfalls anschließen. Ich empfehle Winkler trotzdem: Spring über das Stöckchen und mach, was die Glorreichen 17 dir sagen. Ansonsten lindnerresk abwählen und hinfort mit dir in die sächsische Kleingartenanlage. Warum so ein Wesen überhaupt DFB-Vizepräsident sein darf, frage ich euch? Haben wir es bei ihm mit einer ganz seifigen Art des Fußballbonzentums zu tun? Kann er mit beiden Ohren wackeln? Weiß er, wo Vaddern den Most holt?

Winkler ist bei Weitem nicht der einzige Leuchtturm der Pein. Auf den Spitzenplätzen der ostdeutschen Armseligkeit ist noch viel Platz. Am Wochenende bewarben sich EINIGE Fans von Hansa Rostock und Dynamo Dresden um einen Platz in der ersten Reihe. Diese traurigen Tölpel mussten sich (nebst Otto und Erna Normalzuschauer) unbedingt gegenseitig im Stadion mit Leuchtspur attackieren. Meine Güte, ihr seid so lost. Habt ihr noch immer nicht begriffen, dass Pyro im Block bleibt? Pyrotechnik ist kein Verbrechen. Dummheit auch nicht, aber sie tut weh.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.