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Ein Traktor für alle
Das gespendete Nutzfahrzeug ist ein Schritt in die Moderne
In der Gemeinde Matharia im Inland der Provinz Nampula hat zum Jahresende die wichtige Maissaison begonnen. Fast alle Kleinbauernfamilien der Gemeinde bauen neben Maniok und Gemüse vor allem Mais an. Er dient als Grundnahrungsmittel für die eigene Versorgung und zum Verkauf auf den Märkten. Traditionell beackern die Familien kleine Flächen von wenigen Hektar in mühsamer Handarbeit. Aber in diesem Jahr ist alles anders: Die Produzent*innen aus Matharia haben seit einiger Zeit einen Traktor, den sie für die Feldarbeit nutzen können. Und dieser Traktor ist für alle ein echter Gewinn und eine große Erleichterung.
Um zu sehen, welchen Unterschied der Traktor macht, treffen wir die Bäuerinnen und Bauern aus Matharia an ihrem Versammlungsort nahe der Hauptstraße. Von hier sind es noch 160 Kilometer bis in die Provinzhauptstadt Nampula. Am Treffpunkt gibt es auch einen Getreidespeicher und ein kleines Büro. Rund 430 Bäuerinnen und Bauern der Gegend sind in 14 Bauernvereinen oder -genossenschaften organisiert. Zusammen bilden sie ein Netzwerk, das »Forum Iapaca«.
Unsere nd.Soliaktion, die »nd« gemeinsam mit SODI, INKOTA und Weltfriedensdienst durchführt, ermöglicht Menschen, eine lebenswerte Zukunft selbst zu gestalten. In diesem Jahr widmet sich die Solidaritätsaktion Projekten in Mosambik, Namibia und Simbabwe: Mit Beträgen zwischen 50 Euro und 230 Euro unterstützen Sie Menschen, kleinbäuerliche Familien und Gemeinschaften vor Ort, sich weiterzubilden, Arbeitsmaterialien oder Baumsetzlinge zu beschaffen, um so ein nachhaltiges Auskommen zu schaffen sowie Armut entgegenzuwirken. Lesen Sie hier aktuelle Berichte zu den jeweiligen Projekten.
Im letzten Jahr hat AMDER, die mosambikanische Partnerorganisation von INKOTA, einen Traktor mit Egge, Pflug und Anhänger für die Mitglieder des Forums erworben. Als wir mit den AMDER-Vertreter*innen am Treffpunkt ankommen, warten die Bäuerinnen und Bauern bereits auf uns. Im Halbkreis sitzen sie unter einem Baum. Sie berichten, was sie schon alles erreicht haben: Sie haben sich als Netzwerk organisiert und registriert, ein eigenes Bankkonto eröffnet, ein kleines Staubecken angelegt und Wasserpumpen installiert, um ihre Gemüsefelder zu bewässern. Außerdem haben sie sich ausgetauscht und weitergebildet über landwirtschaftliche Anbaumethoden, über die Vermarktung ihrer Produkte und auch darüber, wie sie sich in Vereinen organisieren können.
»Aber das Wichtigste für uns ist der Traktor«, erklärt Belito Fernando, der als gewählter Vertreter der 14 Bauerngruppen für den Traktor verantwortlich ist. »Wir haben unsere Produktion und Ernte stark ausgeweitet. Und wir haben unser Einkommen und unsere Lebenssituation entscheidend verbessert. Wir sind auf dem Weg in die Moderne«, sagt er und lacht.
Dem stimmen sofort alle anwesenden Bäuerinnen und Bauern zu. Juliana José, eine Bäuerin aus Matharia, sagt: »Wir haben jetzt genug zu essen für das ganze Jahr. Von Januar bis Dezember haben wir Mais in unseren Speichern. Unsere Kinder essen nun jeden Tag ein richtiges Frühstück.«
Das ist in der Tat eine wichtige Errungenschaft, denn in Mosambik gibt es immer noch zahlreiche Menschen, die unter Hunger leiden, und insbesondere die Kinder sind häufig mangel- oder unterernährt. Rund 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren gelten als chronisch unterernährt, die nördlichen Provinzen, zu denen auch Nampula gehört, sind stärker betroffen.
Amélia Semente, eine weitere Bäuerin, berichtet, sie habe ihre Ernte und ihr Einkommen deutlich verbessern können. Einen Teil der Maisernte aus der letzten Saison habe sie auf dem Markt verkauft. »Bevor wir den Traktor hatten, hatte ich eigentlich nie Geld. Nun habe ich sogar gelernt, mein Geld zu zählen«, sagt sie mit einem stolzen Lächeln. Mit dem Geld konnte sie ihr Haus ausbessern und das Dach mit Wellblechplatten neu decken. Andere Bauern erläutern, dass sie sich von ihren Einnahmen Fahrräder oder Haushaltsgegenstände kaufen konnten.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Bäuerinnen und Bauern fahren wir nun auf die nahe gelegenen Maisfelder, um uns selbst ein Bild von den Fortschritten zu machen. Vorneweg fährt der Traktor. Am Steuer sitzt André Jorge, der Fahrer. Dann folgen wir von INKOTA und AMDER. Das »Forum Iapaca« hat Jorge als Fahrer eingestellt. Er bedient den Traktor und führt die Pflugarbeiten auf den Feldern durch.
Belito Fernando erstellt jeden Monat einen Plan, wann welches Feld gepflügt oder geeggt und wann die Ernte mit dem Anhänger abtransportiert werden soll. Jeder Verein hat einige Tage zur Verfügung. Die Mitglieder zahlen dann eine Gebühr pro Hektar oder eine Kilometerpauschale für transportierte Ware. Das Geld fließt in eine Gemeinschaftskasse. Davon werden der Fahrer bezahlt, der Kraftstoff gekauft und Reparaturen durchgeführt. Fernando führt penibel Buch über sämtliche Ein- und Ausgaben. Er stellt auch sicher, dass der Traktor regelmäßig gewartet wird.
Mittlerweile sind wir an den Feldern angekommen. Vitor Daniel, der Gemeindevertreter aus Matharia, zeigt uns den Acker, der vor Kurzem gepflügt wurde. Dort soll in den nächsten Tagen Mais ausgesät werden. Ich möchte von ihm wissen, wie lange es gedauert hat, die Fläche von rund zwei Hektar zu pflügen. Etwa einen halben Tag habe es gedauert, gibt Vitor Daniel an. »Und wie lange hätte es gedauert, diesen Acker von Hand zu bestellen, mit der traditionellen Kurzhacke, die die Menschen in Mosambik meist verwenden?«, frage ich weiter. Vitor Daniel und seine Vereinskolleg*innen lachen laut: »Per Hand? Das hätte Wochen gedauert! Wenn wir es überhaupt geschafft hätten!«
Nach der letzten Ernte hat das Forum etwa 130 Tonnen Mais verkauft und ausreichend Lebensmittelvorräte bis zur nächsten Ernte zurückgelegt. AMDER hat die Bäuerinnen und Bauern bei der Vermarktung unterstützt und sie bei den Vertragsverhandlungen mit Abnehmern begleitet. Das »Forum Iapaca« hat mit verschiedenen Groß- und Zwischenhändlern Verträge abgeschlossen. Hier tauchen allerdings manchmal Probleme auf: »Die Händler halten sich nicht immer an die Preise, die wir festgelegt haben«, berichtet Vitor Daniel.
Im letzten Jahr sind die Preise für Mais nach der Ernte gesunken. Deshalb bauen die Bauerngruppen auch Sesam an, der einen höheren Marktwert hat. Sesam ist aber keine Nahrungsmittelpflanze für die Bauern – Sesam dient nur der Vermarktung. Deshalb hat Mais nach wie vor den höchsten Wert für die Menschen, denn was sie nicht verkaufen, können sie einlagern und entweder selbst verzehren oder später wieder auf den Markt bringen, wenn die Preise besser sind.
Und die Mitglieder des Forums denken auch schon weiter. Als wir sie fragen, was ihre Pläne und Wünsche für die Zukunft sind, sind sich alle einig: Sie wollen eine eigene Mühle für ihren Mais. »Dann könnten wir unser eigenes Mehl mahlen und verkaufen«, sagt Juliana José. »und wir wären unabhängig von den schwankenden Preisen.« Erste Ersparnisse sind auf dem Konto des Forums vorhanden. AMDER will die Bäuerinnen und Bauern im nächsten Jahr dabei unterstützen, die Pläne für die Mühle zu entwickeln. Die Mühle soll ebenso erfolgreich gemeinsam genutzt werden wie der Traktor!
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