- Berlin
- Mieterkampf
Hafenplatz-Mieter in Berlin wehren sich gegen Abriss
Die Mieter*innen des vom Abriss bedrohten Hafenplatzquartiers fordern den Bezirk auf, die Abrisspläne zu überprüfen
Das in den 70er Jahren erbaute Wohnquartier am Kreuzberger Hafenplatz in der Nähe des Potsdamer Platzes bietet mit Kaltmieten zwischen 4 und 8 Euro pro Quadratmeter immer noch vergleichsweise günstigen Wohnraum. Wie berichtet soll der Komplex mit dem markanten Pyramiden-Turm komplett abgerissen und mit Luxuswohnungen und Gewerbe neu bebaut werden. Zwar sind bei einem Neubau auch 274 geförderte Wohnungen vorgesehen. »Aber das kann die Vernichtung von rund 380 Wohnungen nicht auffangen«, rechnet die Initiative Mietervernetzung Hafenplatz vor, es werde »massenhaft bezahlbarer Wohnraum vernichtet«. In einem Schreiben fordert sie den Bezirk auf, mit einem eigenen Gutachten Notwendigkeit und mögliche Folgen eines Abrisses überprüfen. Das ist bislang unterblieben, Baustadtrat Florian Schmidt begnügt sich mit drei Stellungnahmen, die das Totalabriss-Gutachten des Investors bestätigt haben.
Den Mieter*innen geht es vor allem um ihr Zuhause. In dem von Schmidt angekündigten Sozialplanverfahren müsse eindeutig sichergestellt werden, dass im Fall von Abriss und Neubau auch Mieter*innen mit unbefristeten Mietverträgen und die dort lebenden Geflüchteten vergleichbare Wohnungen zu ähnlichen Mieten bekommen. Auch die Verpflichtung, die Gebäude angemessen instand zu halten, gehöre in den Sozialplan. Denn seit Jahren klagen die Mieter*innen über Baumängel, Schimmelbildung und kaputte Fahrstühle. Offenbar sei es das Ziel, durch unterlassene Instandhaltung, »gepaart mit den exorbitanten und falschen Nebenkostenabrechnungen«, die Bewohner*innen zu vertreiben, vermutet die Initiative.
Bisher seien die sozialpolitischen Versprechen »hauptsächlich Augenwischerei«, schreibt die Mietervernetzung und appelliert an die Bezirksverordneten: »Es liegt in Ihrer Hand, die Investor*innen zu konkreten Maßnahmen gegen Verdrängung und die Vernichtung günstigen Wohnraums zu verpflichten.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.