Werbung

Mehr riskante Verfolgungsjagden

Bundespolizei will neues »Fluchtverhalten« von Schleuserfahrzeugen beobachtet haben

Immer öfter kommt es bei illegalisierten Einreisen in die Bundesrepublik zu Verkehrsunfällen mit Toten und Verletzten. Schleuser missachteten dabei Anhalteaufforderungen der Polizei und versuchten, sich der Strafverfolgung zu entziehen. Ihre Fahrzeuge seien zudem häufig überladen. Das antwortete der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesinnenministeriums, Mahmut Özdemir, in der vergangenen Woche auf eine mündliche Frage der Linke-Abgeordneten Clara Bünger.

Laut Özdemir beobachtet die Bundespolizei sogar ein neues »Fluchtverhalten« von Schleusern, das zunehmend »von unangepassten und weit überhöhten Geschwindigkeiten sowie verkehrsgefährdender Fahrweise« geprägt sei. Dabei würden sowohl die Geschleusten wie auch Beamte gefährdet. Als Beispiele nennt der Staatssekretär und SPD-Abgeordnete das Zufahren auf die Polizei und ein Abdrängen von Dienstfahrzeugen bei hoher Geschwindigkeit.

Tatsächlich schienen sich derartige Vorfälle zuletzt zu häufen. Bei der Flucht eines mutmaßlichen Schleusers vor der Bundespolizei ist dessen Fahrzeug Anfang Oktober im Landkreis Altötting verunfallt, der Fahrer sowie ein Insasse wurden dabei verletzt. Der Fahrer sei aus dem Auto gesprungen, der abschüssig stehende Wagen anschließend über ihn gerollt. Bei einem Unfall mit einem mutmaßlichen Schleuserfahrzeug bei München starben kurz darauf sieben Menschen. Der Transporter war von der Bundespolizei verfolgt worden und überschlug sich mehrfach, gegen den Fahrer wird wegen Mordes ermittelt. Ebenfalls in Bayern hatte ein Schleuser Anfang Februar Anhaltesignale ignoriert und versucht, der Autobahnpolizei durch Spurwechsel zu entkommen – jedoch erfolglos.

Als Grund für die Zunahme von Unfällen mit Schleusungsfahrzeugen nennt das Innenministerium eine gestiegene Anzahl unerlaubter Einreisen nach Deutschland. Auch die Bundespolizei sieht die Schuldigen bei den Fluchthelfern.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Bünger sieht als Ursache jedoch die zunehmend rigide Migrationspolitik. »Die Bundesregierung macht es sich leicht: Wenn Menschen auf der Flucht ums Leben kommen oder schwer verletzt werden – sei es bei der Überfahrt über das Mittelmeer, sei es bei Verkehrsunfällen auf dem Landweg –, gibt sie ›kriminellen Schleusern‹ die Schuld«, sagt die Linke-Abgeordnete zum »nd«.

Als Sofortmaßnahme soll das Ministerium deshalb die Bundespolizei anweisen, bei der Verfolgung mutmaßlicher Schleuserfahrzeuge auf das mitunter tödliche Anhalten zu verzichten. »Was wiegt schwerer: Die Strafverfolgung eines ›Schleusers‹ oder das Leben von Menschen, die in Deutschland Schutz suchen?«, fragt Bünger.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.