• Kommentare
  • Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg

RAF-Fahndung: Behörden drohen, das Augenmaß zu verlieren

Sebastian Weiermann über die Fahndung nach den einstigen RAF-Mitgliedern

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden ließ sich am Montag mit der euphorisch klingenden Aussage zitieren, Burkhard Garweg sei nun »richtig auf der Flucht«, er stehe ohne Geld, Unterkunft oder Logistik da. Man gehe davon aus, dicht dran zu sein. Garweg solle sich stellen, »niemand« habe ein Interesse an einer Eskalation. Das alles erzählt ein Vertreter der Behörden, die für die Eskalation der RAF-Fahndung verantwortlich sind.

Am Sonntag waren niedersächsiche Spezialkräfte quasi im Dauereinsatz in Berlin. Ein Bauwagenplatz wurde gestürmt, Wohnungen durchsucht, bei mehreren Personen, die offensichtlich weder Garweg noch Ernst-Volker Staub sind, wurden die Personalien aufgenommen. Medial werden die Einsätze fieberhaft begleitet. Und wenn über das »linksalternative Kreuzberg« geschrieben und über mögliche Unterstützer spekuliert wird, erinnert das doch sehr an den »Sympathiesantensumpf« aus den 1970er Jahren.

Bei all dem drohen die Behörden das Augenmaß zu verlieren. Es gibt keine Anzeichen, dass Garweg und Staub aktuell größere Verbrechen planen oder dass eine akute Gefahr von ihnen ausgeht. Daniela Klette hat sich widerstandslos festnehmen lassen. Gefährlich zu werden droht aber die groß angelegte Jagd auf die beiden Männer. Panzerwagen und aufgesprengte Türen prägen die jüngsten Polizeieinsätze. Die Sicherheitsbehörden setzen auf Stress für die Gesuchten und höchste Anspannung für die Beamten. Eine Strategie, in der Fehler schnell tödliche Folgen haben können.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.