Die schleichende Entmachtung der Gewerkschaften

Die politische Stütze schwächt Gewerkschaften, meint Christian Lelek

Da ist sie wieder, die Hoffnung, per politischer Regelung dem Niedergang der Gewerkschaften etwas entgegenzusetzen. Aus der Feder der Berliner Linken stammt die Idee eines alternativen Klima-Sondervermögens: Unternehmen sollen durch finanzielle Anreize nicht nur dazu gebracht werden, etwas für den Klimaschutz zu tun, nein, Förderungsbedingung ist zudem eine Beschäftigung auf Tarifniveau.

Auf den ersten Blick eine Sache im Sinne der Beschäftigten. Allerdings wird hier das Alleinstellungsmerkmal der Gewerkschaften, nämlich Tarifverträge abzuschließen, unterlaufen. Was eigentlich per Selbstorganisation der Beschäftigten und Arbeitskampf bewirkt wird – Unternehmen zu guten Beschäftigungsbedingen zu bewegen –, soll hier durch Steuergelder erkauft werden.

Warum aber soll man sich organisieren, wenn Mindestlohn und Tariftreue bereits gesetzlich festgeschrieben sind? Es ist, als würde man einem Kind Fahrrad fahren beibringen und jedes Mal, wenn es in eine Richtung wackelt, schraubt man ein neues Stützrad an.

Zudem unterliegen all diese Verabredungen der politischen Wetterlage. Wie wackelig die gesetzlich verbrieften Rechte sind, zeigt die wiederkehrende Debatte zur Einschränkung des Streikrechts.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Die Stütze der Gewerkschaften mag gut gemeint sein, doch kann sie eine gründliche Analyse über die in den Organisationen selbst liegenden Gründe für deren Krise nicht ersetzen. Darauf braucht es eine Antwort, sofern die Gewerkschaften das Verständnis als Selbstvertretung der Arbeiter*innen nicht aufgeben und die Macht, aus eigener Stärke über Beschäftigungs- und Produktionsbedingungen zu bestimmen, nicht abgeben wollen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.