Berlin spekuliert auf Wasserstoff

Mit einer Bundesratsinitiative will der Senat eine regionale Wasserstoffwirtschaft ermöglichen

Für den klimaneutralen Umbau der Hauptstadt setzt Berlin auf Wasserstoff. »Wir wollen Berlin bis spätestens 2045 klimaneutral machen«, erklärte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) im Anschluss an die Senatssitzung am Dienstag. Wasserstoff werde dabei eine zentrale Rolle spielen. Allerdings sei die bisherige Gesetzgebung unzureichend. Berlin plant deshalb mit Brandenburg eine Bundesratsinitiative.

Berlin selbst sei wegen des Mangels an eigenen Kapazitäten auf eine Kooperation angewiesen: Der Strom zur Erzeugung von grünem Wasserstoff müsse aus den erneuerbaren Energien aus dem benachbarten Bundesland kommen. Der bisherige gesetzliche Rahmen ermögliche, dass Strom aus erneuerbaren Energien innerhalb der »Stromgebotszone Deutschland-Luxemburg« frei bezogen werden könne. Ein Wasserstoffproduzent aus Süddeutschland könne Strom aus Windparks der Nordsee beziehen. Für die zusätzlichen, großen Mengen Strom, die die Herstellung von Wasserstoff benötige, sei aber das Netz dann nicht mehr ausgelegt. Engpässe könnten die Folge sein.

Die Eingabe beim Bundesrat soll erreichen, dass »sich die Anlagen zur
Erzeugung erneuerbarer Energien und für Wasserstoff im selben Netzgebiet eines Hochspannungsnetzbetreibers befinden«, oder »maximal durch eine Entfernung von 200 Kilometern Luftlinie getrennt sind«, heißt es in einer Pressemitteilung der Senatskanzlei. »Es geht darum, Wasserstoff, der hier erzeugt wird, auch hier zu verbrauchen«, sagte die Wirtschaftssenatorin.

Inwieweit Wasserstoff tatsächlich Bestandteil der Berliner Energiewirtschaft sein kann, ist nach wie vor unklar. Giffey erklärte, dass sich Berlin in einer »Pilotphase« und »ganz am Anfang einer Entwicklung« befinde. Einen künftigen Anteil an der Energieversorgung wollte sie nicht nennen. Dafür sei es anders als für den aus Solarenergie erzeugten Strom, der 2035 etwa 25 Prozent umfassen soll, noch zu früh. Wasserstoff sei ein Teil der Innovationsförderung, zu dem Initiativen und Unternehmen ausloten würden, ob es hierfür einen Markt und Entwicklungspotenziale gebe. Getestet werde dies für kommunale Nutzfahrzeuge und den Schiffs- und Flugverkehr.

»Wenn wir uns fragen, was die Zukunftsvision für unsere Stadt ist, dann ist es schon eine, die nicht mühselig und beladen auf das Thema Klimaschutz schaut, sondern die sagt: Wo sind denn da eigentlich die wirtschaftlichen Entwicklungspotenziale, aus denen Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze erwachsen«, erklärte die Wirtschaftssenatorin. Unternehmen in Berlin positionierten sich bereits zum Wasserstoff: Siemens Energy mit dem Betrieb der Gigafactory für Elektrolyseure in Moabit, auch das BMW-Motorradwerk habe bereits Interesse angemeldet.

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Der nächste Schritt sei der für 2027 geplante Anschluss Berlins an das bundesweite Wasserstoffnetz, die sogenannte Backbone. Zudem soll die von Vattenfall erworbene Fernwärme für den Betrieb mit Wasserstoff ertüchtigt werden. Linke und Grüne hatten zuletzt die Wasserstoffstrategie des Senats kritisiert: Die Ressource sei zu teuer, zu wenig verfügbar und zu ineffizient. »Das sind Fragen, die sich am Beginn einer jeglichen neuen Technologie stellen«, und die durch Forschung und Entwicklung beantwortet werden müssten, so Giffey.

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