Pädagogen im Schützengraben

Matthias Monroy zum Krieg an deutschen Schulen

Werben fürs Sterben: Jugendoffiziere sollen in ganz Deutschland den Politik-Unterricht besuchen, fordern die Bildungsministerin und ein Lehrerverband.
Werben fürs Sterben: Jugendoffiziere sollen in ganz Deutschland den Politik-Unterricht besuchen, fordern die Bildungsministerin und ein Lehrerverband.

Man weiß gar nicht, wo anfangen: Die FDP-Bundesbildungsministerin fordert Zivilschutzübungen an Schulen, und anstatt dass der Deutsche Lehrerverband widerspricht, bekräftigt dessen Präsident: Offiziere der Bundeswehr sollten flächendeckend in den Politikunterricht geschickt werden. Kritik an diesem Werben fürs Sterben kommt ausgerechnet, aber richtigerweise von der CDU, wonach Kinder Schreiben lernen und nicht mit weiteren Ängsten aufwachsen sollen.

Der Vorstoß von Bettina Stark-Watzinger belegt aufs neue, dass Liberale ebenso wie Grüne zu Kriegstreibern geworden sind. Dass sich nun eine Lehrervereinigung anschließt, darf nicht unwidersprochen bleiben. Missachtet wird der Grundsatz, dass Pädagogen die Schüler nicht mit Meinungen »überwältigen« sollen.

Der Unterricht darf kein politischer Schützengraben werden. Natürlich müssen dort gegenwärtige Kriege behandelt werden, aber ohne die Bundeswehr. Die hat – wie Polizei und Geheimdienste – an Schulen nichts zu suchen.

Kontext: Die Forderung von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, an den Schulen auch sicherheitspolitische Gefahren zu vermitteln, stößt auf Zustimmung beim Deutschen Lehrerverband. »Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss«, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der »Bild am Sonntag«. »Ich erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern sucht. Eine Absichtserklärung reicht nicht, jetzt muss im Politik-Unterricht zum Ukraine-Krieg und zur gesamteuropäischen, ja globalen Bedrohungslage gelehrt werden.« Stark-Watzinger hatte gesagt, die Gesellschaft müsse sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg. »Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken«, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie sprach sich für Zivilschutzübungen an Schulen aus und rief diese auf, ein »unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr« zu entwickeln. Mehrere Bildungspolitiker kritisierten den Vorstoß. »Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig«, sagte der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), der »Bild am Sonntag«. »Jedes vierte Kind lernt in der Grundschule nicht richtig lesen und schreiben – da müssen wir ran.« Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte am Samstag: »Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen.« dpa

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