Niedriglohnregion Ostdeutschland

»East Equal Pay Day«: Linkspartei kritisiert Entgeltlücke von immer noch 17 Prozent

Beschäftigte in Ostdeutschland erhalten immer noch erheblich weniger Lohn als jene im Westen. Darauf hat der Ko-Vorsitzende der Gruppe Die Linke im Bundestag, Sören Pellmann, aufmerksam gemacht. Nach seinen Angaben haben die Ostdeutschen bis zum 16. März für lau gearbeitet, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt West 2023 zu kommen.

Die Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland ist damit größer als diejenige zwischen Frauen und Männern. Auf sie wird seit vielen Jahren am »Equal Pay Day« hingewiesen. Sie hat sich in den vergangenen Jahren verkleinert, so dass der Aktionstag zuletzt auf den 6. März fiel. Lange hatte der »Gender Pay Gap«, also die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern, bei mehr als 20 Prozent gelegen, sodass der Tag des »Gleichstands« erst Ende März begangen wurde.

Der Tag des Ost-West-Gleichstands, also der »East Equal Pay Day«, war am Samstag erreicht. Die Ost-West-Entgeltlücke betrug nach Angaben von Pellmann im vergangenen Jahr 17 Prozent, bezogen auf das durchschnittliche Jahresgehalt. Dieses lag 2023 im Osten um 7750 Euro unter dem im Westen.

Die Linke beruft sich auf Daten des Stepstone-Magazins. Demnach lag das Durchschnittsgehalt im Westen im vergangenen Jahr bei 45 000 und im Osten bei 37 250 Euro. Die Zahlen zeigen auch, dass Sachsen und Brandenburg als die ostdeutschen Länder mit den höchsten Jahresentgelten mit 38 000 Euro immer noch deutlich hinter dem »Schlusslicht« West liegen. Dies ist das Saarland mit einem Durchschnittsgehalt von 40 000 Euro pro Jahr.

»Monatlich 645 Euro weniger in der ostdeutschen Lohntüte« seien im 35. Jahr nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik »inakzeptabel«, erklärte Pellmann. Ein wesentlicher Grund für die Entgeltunterschiede sei die geringere Tarifbindung im Osten. Dort verdiene mehr als die Hälfte der Beschäftigten weniger als 3000 Euro brutto im Monat. Bundesweit sei es jeder Dritte.

Deshalb fordert der Politiker eine »Lohnoffensive« für ganz Deutschland. Denn, so Pellmann: »Das niedrige Lohnniveau ist ein Angriff auf die abhängig Beschäftigten und damit eine Gefahr für die Demokratie.«

Eine Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, sei auch eine deutliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns, so Pellmann. Denn fast 30 Prozent der Ostdeutschen arbeiteten für weniger als 14 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn liegt zurzeit bei 12,41 Euro und soll Anfang 2025 auf 12,82 Euro steigen. Die Linke und die Gewerkschaften fordern die Anhebung der Lohnuntergrenze auf 14 Euro. Diese Höhe würde den Vorgaben der EU-Mindestlohnrichtlinie entsprechen. Demnach soll die Entgeltuntergrenze bei mindestens 60 Prozent des sogenannten Medianlohns liegen.

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