Kein Myfest in Berlin-Kreuzberg: Mehr Brot, weniger Spiele

Gut, dass das Myfest abgesagt wurde, meint David Rojas Kienzle

Immer wieder Diskussionen ums Myfest. Nachdem der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg den 1. Mai-Ballermann dieses Jahr erneut abgesagt hatte, war Innensenatorin Iris Spranger (SPD) empört, sogar »hoch verärgert«, wie sie im Innenausschuss sagte.

Die Innensenatorin ist nicht für ihre Feierlaune bekannt. Spranger geht es um Gewaltprävention, wie auch den ursprünglichen Initiator*innen des Festes. Denn die Party war von Anfang an Mittel zum Zweck. Das von Unternehmer*innen, Anwohner*innen und Initiativen 2003 gestartete Fest hatte schon immer das Ziel, Ausschreitungen in Kreuzberg zu verhindern. Spranger würde gerne da weitermachen. Das lässt sich der Senat auch einiges kosten: Laut »Tagesspiegel« stehen 265 000 Euro für die »Planung und Durchführung diverser kultureller Veranstaltungen im Rahmen eines Deeskalationsprogrammes zum 1. Mai« bereit. Die Angst vor Randale sitzt der Senatorin im Nacken.

»Brot und Spiele« sind ein altbekanntes Mittel zur Befriedung gesellschaftlicher Konflikte. Brot gibt es immer weniger und die Spiele sorgen für mehr Verwüstung, als es irgendeine Ausschreitung könnte. Die Berge an Müll und Glasflaschen und die in Erbrochenem und Urin getränkten Straßen Kreuzbergs nach dem Myfest haben dazu geführt, dass die Kreuzberger*innen nachweislich keine Lust mehr auf die jährliche Partyeskalation haben. Vielleicht hat die erneute Absage des Gelages ja einen positiven Effekt und bringt mehr Leute dahin, wo es Sinn ergibt: auf die Straße zu einer der vielen Demonstrationen am 1. Mai zum Beispiel.

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